KlimaDocs: Warum sich Ärzte und Ärztinnen für das Klima engagieren
Wie es zur Gründung der KlimaDocs e.V. kam
• Was Kolleg:innen von den KlimaDocs halten
• Wie Ärztinnen und Ärzte ihre Patient:innen in Sachen Klima aufklären und was Klimasprechstunden sind
• Was sich Ärzt:innen von der Pharma für mehr Klimaschutz wünschen
• Was Pharma bei der Kommunikation darüber verbessern kann
Ziel des Vereins ist, möglichst viele Ärzt:innen dafür zu gewinnen, sich für mehr Gesundheit durch Klimaschutz einzusetzen. Der Onkologe PD Dr. Jens Ulrich Rüffer ist Gründungsmitglied und erklärt im Interview, warum besonders über das Engagement der Ärzt:innen mehr Klimaschutz erreicht werden kann. Health Relations: Sie sind Gründungsmitglied der KlimaDocs. Wie kam es zur Gründung des Vereins? Dr. Jens Ulrich Rüffer:Ich bin schon lange mit Eckhard von Hirschhausen über verschiedene Aktivitäten verbunden. Wir haben schon immer über tägliche Probleme des medizinischen Alltags gesprochen, aber eben auch über das Klima und wie man es schützen kann. Der Klimawandel ist im Bereich Gesundheit ein wichtiges Thema und hat mich schon lange beschäftigt. Und dann passierte es, dass mich Kolleg:innen angesprochen haben, weil sie gerne etwas für das Klima tun wollten. Wir haben uns dann zusammengesetzt. Dabei stellte sich heraus, dass sie ganz andere Ideen hatten als ich. Sie wollten sich auf politischer Ebene agieren und verschiedene Politiker:innen anschreiben. Aufgrund meiner Erfahrung mit Kommunikation und Kommunikationsstrategien ist das aber nicht sehr effizient. Ich konnte mir auch nicht vorstellen, wie sie das neben ihrem Praxisalltag bewerkstelligen wollten. Darum habe ich ihnen vorgeschlagen, sich da für das Klima zu engagieren, wo es weniger Arbeit macht und gleichzeitig der beste Touchpoint mit den Menschen ist – und das ist das Wartezimmer. Health Relations: Was genau war Ihre Idee?Dr. Jens Ulrich Rüffer:Die Idee war, eine Wartezimmerkommunikation zum Thema Klimaschutz und Klimawandel zu entwickeln, sodass damit die Patient:innen erreicht werden. Wenn es stimmt, dass jeder Deutsche im Durchschnitt zehnmal im Jahr zum Arzt geht, haben wir 800 Millionen Arztbesuche jährlich. Wenn die Patient:innen im Mittel 15 Minuten warten, ist das eine relevante Kontaktzeit. Das fanden die Kolleg:innen so überzeugend, dass wir vorletztes Jahr die KlimaDocs e.V. gegründet haben. Wir haben Infomaterial erstellt und in kurzer Zeit Spenden und Förderungen eingeworben. Gerade sind wir dabei, unser Netzwerk auszubauen, mit dem Ziel, möglichst viele Praxen als Partner zu gewinnen. Health Relations: Wie kommt ihr Verein bei anderen Kolleg:innen an?Dr. Jens Ulrich Rüffer:Das ist unterschiedlich. Bei vielen stoßen wir offene Türen ein, immerhin haben wir innerhalb kürzester Zeit mehr als 500 Praxen für uns gewinnen können. Allerdings muss man auch sagen, dass unser Konzept sehr niedrigschwellig ist: Die Ärzt:innen müssen ja zunächst nur Material im Wartezimmer auslegen oder den von uns kürzlich produzierten Videoclip abspielen. Grundsätzlich denke ich, dass die meisten der Kolleg:innen Interesse an dem Thema haben. Sie sind sogar so weit interessiert, dass sie auch überlegen, „Klimasprechstunden“ anzubieten.Health Relations: Sie sagten es bereits, Infomaterial auszulegen ist sehr niedrigschwellig. Was können Ärzt:innen noch tun, um sich fürs Klima einzusetzen?Dr. Jens Ulrich Rüffer: Derzeit überlegen wir gemeinsam mit anderen Ärzt:innen, wie das Angebot einer Klimasprechstunde aussehen könnte. Dabei tun wir uns auch mit anderen Initiativen zusammen. Wir wollen für die Kolleg:innen praktikable Wege finden, dies umzusetzen. Es geht darum, Änderungen herbeizuführen, ohne dass Ärzt:innen in ihrem ohnehin schon zeitlich knapp bemessenen Arbeitsalltag noch mehr Zeit aufwenden müssen. Wir wissen aber, dass Ärzt:innen ein wichtiger Faktor für die Verhaltensveränderung bei Patient:innen sind, darum können sie sich an dieser Stelle erfolgreich für das Klima einsetzen. Wir glauben, dass, wenn sich die Menschen in Deutschland anders verhalten, sich dies positiv auf das Klima auswirkt. Im besten Fall gibt es Push-and-Pull-Effekte, die schließlich auch die Wirtschaft reagieren lässt.
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• Ziel des Vereins ist, möglichst viele Ärzt:innen dafür zu gewinnen, sich für mehr Gesundheit durch Klimaschutz einzusetzen. Der Onkologe PD Dr. Jens Ulrich Rüffer ist Gründungsmitglied und erklärt im Interview, warum besonders über das Engagement der Ärzt:innen mehr Klimaschutz erreicht werden kann. Health Relations: Sie sind Gründungsmitglied der KlimaDocs. Wie kam es zur Gründung des Vereins? Dr. Jens Ulrich Rüffer:Ich bin schon lange mit Eckhard von Hirschhausen über verschiedene Aktivitäten verbunden. Wir haben schon immer über tägliche Probleme des medizinischen Alltags gesprochen, aber eben auch über das Klima und wie man es schützen kann. Der Klimawandel ist im Bereich Gesundheit ein wichtiges Thema und hat mich schon lange beschäftigt. Und dann passierte es, dass mich Kolleg:innen angesprochen haben, weil sie gerne etwas für das Klima tun wollten. Wir haben uns dann zusammengesetzt. Dabei stellte sich heraus, dass sie ganz andere Ideen hatten als ich. Sie wollten sich auf politischer Ebene agieren und verschiedene Politiker:innen anschreiben. Aufgrund meiner Erfahrung mit Kommunikation und Kommunikationsstrategien ist das aber nicht sehr effizient. Ich konnte mir auch nicht vorstellen, wie sie das neben ihrem Praxisalltag bewerkstelligen wollten. Darum habe ich ihnen vorgeschlagen, sich da für das Klima zu engagieren, wo es weniger Arbeit macht und gleichzeitig der beste Touchpoint mit den Menschen ist – und das ist das Wartezimmer. Health Relations: Was genau war Ihre Idee?Dr. Jens Ulrich Rüffer:Die Idee war, eine Wartezimmerkommunikation zum Thema Klimaschutz und Klimawandel zu entwickeln, sodass damit die Patient:innen erreicht werden. Wenn es stimmt, dass jeder Deutsche im Durchschnitt zehnmal im Jahr zum Arzt geht, haben wir 800 Millionen Arztbesuche jährlich. Wenn die Patient:innen im Mittel 15 Minuten warten, ist das eine relevante Kontaktzeit. Das fanden die Kolleg:innen so überzeugend, dass wir vorletztes Jahr die KlimaDocs e.V. gegründet haben. Wir haben Infomaterial erstellt und in kurzer Zeit Spenden und Förderungen eingeworben. Gerade sind wir dabei, unser Netzwerk auszubauen, mit dem Ziel, möglichst viele Praxen als Partner zu gewinnen. Health Relations: Wie kommt ihr Verein bei anderen Kolleg:innen an?Dr. Jens Ulrich Rüffer:Das ist unterschiedlich. Bei vielen stoßen wir offene Türen ein, immerhin haben wir innerhalb kürzester Zeit mehr als 500 Praxen für uns gewinnen können. Allerdings muss man auch sagen, dass unser Konzept sehr niedrigschwellig ist: Die Ärzt:innen müssen ja zunächst nur Material im Wartezimmer auslegen oder den von uns kürzlich produzierten Videoclip abspielen. Grundsätzlich denke ich, dass die meisten der Kolleg:innen Interesse an dem Thema haben. Sie sind sogar so weit interessiert, dass sie auch überlegen, „Klimasprechstunden“ anzubieten.
Klimasprechstunden in der Arztpraxis
Immer mehr Ärzt:innen ziehen die Einrichtung von Klimasprechstunden in Betracht. Diese Sprechstunde würde während der normalen ärztlichen Sprechzeiten statt. Allerdings klären die Mediziner:innen dabei über gesundheitliche Probleme auf, die im Zusammenhang mit dem Klimawandel stehen. Dem liegt die Tatsache zugrunde, dass vieles, was für die Gesundheit förderlich ist, auch der Umwelt guttut. Verschiedene Hausärzteverbände erstellen dazu gerade Konzepte."Wir glauben, dass, wenn sich die Menschen in Deutschland anders verhalten, sich dies positiv auf das Klima auswirkt. Im besten Fall gibt es Push-and-Pull-Effekte, die schließlich auch die Wirtschaft reagieren lässt."Health Relations: Sie haben das Ohr an den Bedürfnissen der Ärzt:innen. Was wünschen sich diese von Pharmaunternehmen in Sachen Klimaschutz?Dr. Jens Ulrich Rüffer:Es gibt drei Ebenen, auf denen die Firmen tätig werden könnten: Auf der ersten Ebene würde die Pharmaindustrie verstärkt Mittel bereitstellen, um zu erforschen, wie sich der Klimawandel auf die Wirkung von Medikamenten auswirkt. Mich interessiert z.B. die Antwort auf die Frage, was mit einem Mittel für die Blutgerinnung in überhitzten Körpern passiert. Ärzt:innen wollen wissen, ob sie bei einer Arzneimittelverschreibung während einer Hitzeperiode besonders aufpassen müssen, weil der Körper eines 80-Jährigen mit einem ganz anderen Wasserhaushalt anders reagiert als der von einem 20-Jährigen. Auf der zweiten Ebenen muss man bedenken, dass auch die Pharmabranche Teil der Gesellschaft ist und daher eine Verantwortung bei der Information der Menschen über Klimafragen übernehmen sollte. Und schließlich sollten in einem dritten Schritt auch die Unternehmen alles dafür tun, um selbst klimaneutral zu werden. Health Relations: Haben Sie das Gefühl, dass die Pharmaunternehmen dem Thema Klimaschutz genug Aufmerksamkeit schenken? Dr. Jens Ulrich Rüffer:Die meisten Unternehmen haben das schon auf der Agenda. Nicht zuletzt, weil das zu einem entscheidenden Faktor wird, ob sie am Markt bestehen können. Die Beschäftigung damit ist also nicht nur Altruismus, sondern eine Notwendigkeit.
"In Bezug auf die Kommunikation über Klimaschutz und Nachhaltigkeit der Pharmaindustrie stecken wir nach außen noch in den Anfängen."Health Relations: Merken Sie auch, dass sich Ihre Kolleg:innen fragen, ob sich bestimmte Pharmaunternehmen für Nachhaltigkeit und Klimaschutz einsetzen – sprich, erwarten Sie als Ärzt:innen, dass die Unternehmen sich dieser Dinge annehmen?Dr. Jens Ulrich Rüffer:Für mich persönlich ist das der Fall. Doch man muss auch sagen, dass wir in Bezug auf die Kommunikation über Klimaschutz und Nachhaltigkeit der Pharmaindustrie nach außen noch in den Anfängen stecken. Ich glaube aber, dass sich da noch viel ändern wird. Und die Kommunikationsexperten in den Pharmaunternehmen müssen diese Kommunikation noch viel intensiver nach außen bringen. Das wird zu einer Notwendigkeit werden, denn über kurz oder lang werden die Konzerne Nachhaltigkeitsberichte vorlegen müssen. Ich finde das eine spannende Entwicklung, die sehr viele Chancen bietet.