Die Personalsituation in deutschen Krankenhäusern ist angespannt. Um kurzfristige Personalausfälle abzufedern, haben viele Häuser ein Ausfallmanagement installiert. Dabei verfolgen Personaler verschiedene Konzepte. Health Relations stellt Ihnen hier drei interessante Modelle vor.
Die mit Beginn dieses Jahres eingeführten gesetzlich
festgelegten Personaluntergrenzen sollen eigentlich für ausreichend Personal in den Krankenhäusern sorgen. Kritiker bemängeln jedoch, dass diese eher mehr Druck auf die Kliniken erzeugen, als auf dem ohnehin schon leergefegten Personalmarkt Mitarbeiter zu finden. Wer die Vorgaben nicht erfüllt, muss mit empfindlichen Strafen rechnen. Um dem zu entgehen, haben zahlreiche Häuser Ausfallmanagement-Programme entwickelt.
Uniklinikum Ulm: Pool-Konzept
"Wir möchten mit dem Pool-Konzept
schneller, effizienter und kurzfristiger auf Krankheitsausfälle und Belastungsspitzen mit dem Einsatz von qualifiziertem Personal reagieren können", sagt Silvia Cohnen, Pflegedirektorin am
Universitätsklinikum Ulm. Das Krankenhaus hat bereits 2017 30 neue Vollzeitstellen für die Pool-Pflegekräfte geschaffen. Davon wurden 24 für die Allgemeinstationen (inkl. pädiatrische Intensiv/IMC-Station) eingeteilt. Sechs Stellen wurden für die Intensiv- und IMC-Stationen ausgelegt.
Um die Mitarbeiter auf die Arbeit in den jeweiligen Einsatzbereichen vorzubereiten, werden sie innerhalb von zehn bis 20 Tagen eingearbeitet. Die Pflegekräfte aus dem Pool müssen sich immer wieder auf neue Stationen einstellen und mit wechselnden Teams zusammenarbeiten. Dafür erhalten sie aber auch Vorteile: So gewährt ihnen das Uniklinikum eine
höhere Dienstplansicherheit. Die Pläne werden immer für zwei Monate im Voraus verbindlich erstellt. Außerdem gibt es die Möglichkeit,
individuelle Arbeitszeitmodelle zu vereinbaren, bei denen auf Wunsch kein Nachtdienst geleistet werden muss oder ausschließlich Frühdienst. Darüber hinaus können Mitarbeiter
kürzere Einsatzzeiten und eine
Teilzeitbeschäftigung vereinbaren. Auch zusätzlicher Urlaub und eine finanzielle Zulage sind den Pool-Mitarbeitern sicher.
Städtische Kliniken Mönchengladbach: Ampel-System
Die
Rheydter Kinderklinik der Städtischen Kliniken Mönchengladbach hat ein Ampel-System geschaffen, mit dem
täglich geprüft wird, ob genügend Personal vorhanden ist. Dreimal am Tag wird geklärt, ob genügend Personal vorhanden ist, welche Aufnahmen beispielsweise aus der Geburtsklinik anstehen, ob Verlegungen möglich sind oder zusätzliches Personal benötigt wird.
Den Ergebnissen werden dann Ampelfarben zugewiesen,
die wiederum festgelegte Kommunikationsprozesse in Gang setzen: Steht die Ampel auf Grün, ist genug Personal vor Ort. Eine gelbe Ampelfarbe signalisiert eine angespanntere Personalsituation. Darum wird dann intern und abteilungsübergreifend überlegt, was getan werden kann. Bei Rot wird auch noch das Gespräch mit Rettungsdiensten und anderen Kliniken gesucht, um zu prüfen, ob Patienten abgemeldet oder verlegt werden sollten. "Die Ampel hat dazu geführt, die interne Kommunikation zu steuern und das konkrete Vorgehen in schwierigen Situationen zu managen", erklärt Pflegedienstleiterin Petra Coenen, die das Modell entwickelt hat.
Lahn-Dill-Kliniken: Schnelle Eingreiftruppe
Mit der SPEC – Spezial-Pflege-Einsatz-Crew hat man eine Art
Schnelle-Eingreiftruppe an den
Lahn-Dill-Kliniken installiert. Dahinter steckt ein
Aushilfspool, der im Rahmen eines Ausfallmanagements im Bereich der Pflege etabliert wurde und für den eigens Mitarbeiter geworben wurden. Annette Zeitler, Leiterin des Geschäftsbereichs Pflege-, Patienten- und Prozessmanagement der Lahn-Dill-Kliniken, wollte damit ebenfalls die Mitarbeiter in der Pflege bei unvorhersehbaren Personalausfällen entlasten. "Die Lösung: Fachpersonal, das beispielsweise durch ein Studium oder Elternzeit zeitlich eingeschränkt ist und unter Angabe eigener Arbeitszeitwünsche eingesetzt wird", so Zeitler.
Mitarbeiter im Aushilfspool können angeben, ob sie lieber feste oder flexible Dienstzeiten haben wollen und
sollen bei kurz-, mittel- und langfristigen Personalausfällen einspringen. Zielgruppe sind laut Lahn-Dill-Kliniken drei- und einjährig examinierte Pflegekräfte, Studenten aus den Bereichen Pflege und Medizin sowie ehemalige Jahrespraktikanten.