Geflüchtete Ärzte für den deutschen Arbeitsmarkt qualifiziert
Unter den Geflüchteten der vergangenen Jahre gibt es viele Ärzte. Doch bevor sie in Deutschland Patienten behandeln dürfen, müssen sie eine berufliche Anerkennung vorweisen. MIP – Medici In Posterum hilft seit vier Jahren bei der Qualifikation und vermittelt an Kliniken und Niedergelassene.
Das Beratungsunternehmen MIP ist eine Anlaufstelle für geflüchtete Ärzte, Zahnärzte und Apotheker. 900 waren es im vergangenen Jahr, sie stammen vor allem aus Syrien und dem Irak. "Sehr viele denken, dass sie innerhalb kürzester Zeit als Ärztin oder Arzt beruflich Fuß fassen können. Dass die Anerkennung und berufliche Qualifizierung jedoch circa 30 Monate dauern kann, ist ihnen nicht bewusst", sagt Elmar Kretschmer, Projektmanager bei MIP in Köln.
"Bis zum Jahresende wird MIP circa 100 Ärzte mit ausländischem Berufsabschluss qualifiziert haben."Ein langer Weg, der aber notwendig ist, um die hohen medizinischen Standards zum Schutz der Patienten einzuhalten. "Das Ziel von MIP ist es, den Menschen einen Weg aufzuzeigen, ihr oftmals langjähriges medizinisches Know-how gewinnbringend für das deutsche Gesundheitssystem einzubringen und nicht in Sekundärjobs verdrängt zu werden, in denen ihr Wissen brachliegen würde."
Qualifizierung: Fachsprachen- und Kenntnisprüfung sind Pflicht
In zwei staatlich geförderten Projekten macht MIP ausländische Ärzte und Apotheker fit für den Arbeitsmarkt. Das Unternehmen vermittelt Sprachkurse und bietet an verschiedenen Standorten in Rheinland-Pfalz Vorbereitungskurse auf die Kenntnisprüfung an. Wer die Fachsprachenprüfung auf C1-Niveau – dem zweithöchsten Level – besteht, darf für 24 Monate mit einer Berufserlaubnis unter fachlicher Aufsicht medizinische Tätigkeiten ausüben und praktische Kenntnisse für die spätere Kenntnisprüfung sammeln. Die Vorbereitungskurse für die Kenntnisprüfung finden in Krankenhäusern statt, so dass die ausländischen Ärzte medizinische Geräte wie EKG und Ultraschall anwenden können. Nur wer beide Prüfungen erfolgreich besteht, darf als Arzt in Deutschland arbeiten.
Bei seiner Arbeit sieht sich Elmar Kretschmer immer wieder mit dem Vorurteil konfrontiert, einen niedrigschwelligen Zugang zu der Berufsgruppe der akademischen Heilberufe zu bieten, zulasten der medizinischen Kompetenz. "Weder beeinflussen wir eine Kenntnisprüfung, noch haben wir die in der Approbationsordnung für Ärzte prüfungsrelevanten Inhalte, die sich für die Qualität der Kenntnisprüfung verantwortlich zeichnen, festgelegt. MIP orientiert sich an der Bundesrechtsverordnung, der Approbationsordung und an den in ihr verankerten Qualitätsstandards, die vom Bundesministerium für Gesundheit erlassen worden sind."
"Jeder, ob Krankenhaus oder Niedergelassener, kann sich an uns wenden, sofern er sich an einem fairen Integrationsprozess beteiligt."
Mit seiner Arbeit will er den Grundstein für den Integrationsprozess der Geflüchteten legen. Aber er ist auch überzeugt: "Kein Geflüchteter kann diesen Prozess alleine bewältigen." Vielmehr komme es darauf an, dass alle Akteure gut kooperieren. So arbeitet MIP mit der Approbationsbehörde und Sprachkursanbietern zusammen, veranstaltet Workshops mit dem Kooperationspartner Landesamt für Jugend, Soziales & Versorgung und hält Kontakt zu den Dozenten, die an Hochschulen lehren und teilweise auch der Prüfungskommission angehören.
Für Kliniken stellt sich die Frage: Wie können sie die qualifizierten Ärzte für sich gewinnen? Darum geht es im folgenden Interview."Krankenhäuser und Niedergelassene können sich an uns wenden"
Elmar Kretschmer arbeitet als Projektmanager bei MIP und ist dort u.a. für die Projekte "Ärzte für die Zukunft“ und „Apotheker für die Zukunft“ zuständig. MIP unterstützt, berät und qualifiziert Personen mit ausländischen Berufsqualifikationen bei der Integration in den deutschen Arbeitsmarkt. Standorte der MIP GmbH sind Köln und Mainz.