Die Themen Beyond the Pill und Digitalisierung gehen oft Hand in Hand. Pharma kann mit digitalen Tools Kundennähe schaffen und innovative Netzwerke spinnen. Sie sind die Basis. Und das Ziel. Wir stellen Ihnen zwei Cases aus dem Hause Pfizer vor.
"Wir müssen zuhören und Impulse von außen nicht nur spiegeln, sondern aktiv einfordern", sagt
Jutta Klauer, Senior Manager Digital Communications bei
Pfizer Deutschland.
Beyond the Pill bedeutet für sie, dass Pharma aktiv die Nähe zum Arzt und Patienten suchen muss.
Dafür braucht es Ideen und Netzwerke, die diese schaffen. "Wir müssen umdenken und neue Wege gehen. Und zwar gemeinsam. Mit dem Patienten, dem Arzt – und dem Start-up."
Neu denken, das bedeutet vor allem auch digital denken. "Bei Pfizer in Deutschland haben einige Kollegen sehr früh begonnen, sich damit auseinanderzusetzen, wie wir verstärkt digitale Lösungen implementieren können", sagt Klauer. Das Ziel war klar, der Weg dorthin weniger. Woher sollten die Ideen für digitale Innovationen kommen? Wie schafft man es, den digitalen Spirit im Unternehmen zu verankern und zu fördern? Die Antwort: Durch Kooperation mit jungen Start-ups.
"Unabhängig voneinander, in verschiedenen Teams, entstand die gleiche Idee: Gemeinsam mit Start-ups wollen wir unsere Ideen und unser Branchenwissen in digitale Lösungen für die Versorgung übersetzen."Co-Create, Co-Innovate und Co-Laborate: Der Healthcare Hub Berlin
Let's come together. Netzwerke und Kooperationen schaffen Innovationen. Foto: Screenshot Healthcare Hub Berlin
2014 rief Pfizer den
Healthcare Hub Berlin ins Leben.
Jutta Klauer beschreibt es als eine Art Versuchslabor für Digital-Health-Ideen. Mit dem
Hub-Gedanken ist Pfizer nicht alleine. Gerade große Pharma-Konzerne können sich auf diesem Weg Zugang zur schnellen und digitalen Start-up Welt verschaffen. "Unter dem Motto ‚Co-Create, Co-Innovate und Co-Laborate‘ suchen wir gezielt eine enge Zusammenarbeit mit den Start-ups, die eine sinnvolle Ergänzung zu unseren Medikamenten darstellen und Patienten oder Ärzten einen hohen Nutzen bieten." Ganz bewusst würde Pfizer dabei auf den Weg eines Accelerators oder Inkubators verzichten. "Unsere Zusammenarbeit ist stattdessen flexibel und individuell und kann Kooperationen mit Mentorings durch das Pfizer-Expertennetzwerk, Büroräume, Zugang zu Marktwissen oder Hubs in anderen Ländern, aber auch Sales-Partnerschaften umfassen."
Aus dem Healthcare Hub Berlin sind zum Beispiel Kooperationen mit den Start-ups
Viomedo und
Cortrium hervorgegangen.
Pfizer setzt auch weiterhin verstärkt auf den Netzwerk-Gedanken: Zehn weitere Hubs, zum Beispiel in London, Tel Aviv, Stockholm, Sydney und Freiburg, wurden inzwischen gegründet.
Zuhören und Impulse setzen: Hilfe für mich
Patienten-Kommunikation im Netz: Hilfe für mich. Foto: Screenshot Hilfe für mich
Ein Netzwerk, das sich in erster Linie an den Patienten richtet, aber auch Ärzte und KOL binden soll:
Auf dem Portal Hilfe für mich – Krankheit. Orientierung. Unterstützung bietet Pfizer Informationen für Patienten mit einer chronischen Erkrankung. "Derzeit ist das Angebot für fünf Indikationen online verfügbar: metastasierter Brustkrebs, Schlaganfall, Nierenkrebs, Colitis Ulcerosa und Schmerz", erläutert Jutta Klauer. "Die Webseite wendet sich in erster Linie an Patienten und deren Angehörige und Freunde. Selbstverständlich steht sie auch Ärzten, Pflegekräften und allen anderen im Gesundheitswesen Beteiligten zur Verfügung, die sich für diese Inhalte interessieren."
2017 wurde das Portal gelauncht. Konzeptioniert und entwickelt wurde es von einer multidisziplinären Expertengruppe. "Zu den beteiligten Experten gehören Vertreter von Patientenorganisationen sowie medizinisch-rehabilitative Einrichtungen mit langjähriger Expertise in verschiedenen Indikationsgebieten. Außerdem beteilgten sich IT-Spezialisten, Herausgeber sowie Entwickler von Gesundheitsmedien."
Das Portal arbeitet praxisbezogen, will Barrieren abbauen und Organisations-Hilfsmittel, Patiententagebuch und Ratgeber in einem sein. Nutzer haben die Möglichkeit, einen Patientenpfad zu erstellen und Termine sowie Diagnosen festzuhalten. Experten informieren über Therapien und Krankheitsbilder und ein digitaler Patientencoach begleitet den User auf seinem Weg durch die Website.
Schon der Name "Hilfe für mich" zeigt: Hier dreht sich alles um den Patienten. Patient Centricity in Reinkultur: Für Pfizer ist dieses Tool eine Möglichkeit, Kundennähe zu schaffen, Insights über Krankheitsbilder zu erhalten und die spezifischen Needs der Patienten besser zu begreifen.
Brandneu ist dieser Ansatz nicht; Merck zum Beispiel verfolgt ähnliches mit seinem Portal "
Leben mit MS". Dennoch zeigen beide Cases, wohin die Reise für Pharma geht. Das Thema Beyond the Pill ist vor allem ein digitales. Netzwerke schaffen die Voraussetzung auch für Patient- und Customer Centricity. Sie entstehen durch aktives Zuhören mithilfe digitaler Tools und für Ärzte und Patienten geschaffene Communities.
So viel ist sicher: Pharma muss raus aus der Komfortzone und neue Wege gehen. In Zukunft muss die Branche den Blick weit über den eigenen Tellerrand hinaus wagen.