Die Zusammenarbeit in Krankenhäusern läuft nicht rund. Vielen Ärzten fehlt die Anerkennung und ihnen missfällt der Umgang mit Konflikten. Auch wünschen sie sich mehr Unterstützung bei knappem Personal. Das sind zentrale Ergebnisse einer Studie von Schubert Management Consultants und dem Deutschen Ärzteverlag zur Arbeitgeberattraktivität von Kliniken.
Ein gutes Teamklima und gegenseitige Wertschätzung sind entscheidende Faktoren für eine hohe Arbeitgeberattraktivität, so eine wesentliche Erkenntnis aus der Befragung von 862 Teilnehmern. Vom Nachwuchsmediziner – Medizinstudenten und PJler – über ärztliche Mitarbeitende (Ober-, Fach- und Assistenzärzte) und leitende Ärzte bis hin zur Geschäftsführung konnten die Krankenhausmitarbeiter ihre Meinung abgeben und sich zur Attraktivität von Kliniken als Arbeitgeber äußern (siehe auch Teil 1 der Studie).*
Dabei ist mehr als 80 Prozent der ärztlichen Mitarbeitenden und Nachwuchsmediziner ein respektvoller Umgang und Wertschätzung wichtig, für rund 90 Prozent der Befragten aller Gruppen ist das Teamklima von großer Bedeutung für die Arbeitgeberattraktivität. Doch wie genau ist es um das Betriebsklima in vielen Krankenhäusern bestellt? Wie funktioniert die Zusammenarbeit in den Teams und darüber hinaus?
Handlungsbedarf beim Thema Zusammenarbeit
Neben Respekt und Anerkennung wünschen sich die Ärzte und Nachwuchsmediziner vor allem Führung und Förderung durch die leitenden Ärzte ebenso wie eine qualifizierte Aus- und Weiterbildung. Dabei dürfen Unterstützung und Hilfsbereitschaft der Führungskräfte nicht fehlen. Eine gute Zusammenarbeit zwischen den unterschiedlichen Berufsgruppen ist gefragt, abteilungsintern und auch darüber hinaus. Aber gerade an dieser scheint es in vielen Einrichtungen zu mangeln – zumindest aus Sicht der mitarbeitenden Ober-, Fach- und Assistenzärzte.
Petra Schubert, Geschäftsführerin Schubert Management Consultant
Diese Gruppe zeigt sich mit Blick auf die abteilungsinterne Zusammenarbeit deutlich unzufriedener als die leitenden Ärzte und Geschäftsführungen – und dies weitaus stärker als noch vor drei Jahren. Nur knapp 35 Prozent der ärztlichen Mitarbeitenden ist demnach mit der gegenseitigen Wertschätzung und Anerkennung zufrieden. Vielen fehlen die Unterstützung bei Personalknappheit und der offene Umgang mit Konflikten.
Auch Petra Schubert, Geschäftsführerin von Schubert Management Consultants, sieht hier dringenden Handlungsbedarf: „Wenn die Zusammenarbeit nicht funktioniert, wird automatisch das Teamklima leiden und das sorgt dafür, dass die Einrichtung insbesondere für die jüngeren Generationen unattraktiv wird.“
Noch schlechter als die abteilungsinterne Bewertung fällt die Wahrnehmung der abteilungsübergreifenden Zusammenarbeit aus. Mit Blick auf das Alter der Ärzte sticht hier – ebenso wie bei der abteilungsinternen Beurteilung – die Generation Y (Jahrgänge 1980 bis 1994), mit der höchsten Unzufriedenheit heraus. Aber eine grundsätzliche Kritik ist über alle Generationen und Hierarchieebenen hinweg auszumachen. Insbesondere der Umgang mit Konflikten oder auch die Unterstützung bei Personalknappheit werden kritisiert. Auch mit der Weitergabe von Informationen zeigte sich die Mehrheit der Befragten über alle Generationen und Hierarchieebenen hinweg nicht zufrieden.
Auf den Punkt: Welche Empfehlungen ergeben sich aus der Befragung?
Handlungsbedarf gibt es vor allem bei der Zusammenarbeit sowie bei der Wirksamkeit der eingeleiteten Maßnahmen für eine höhere Arbeitgeberattraktivität. Petra Schubert sieht insbesondere Nachholbedarf in Sachen Einbindung und Kommunikation mit den Mitarbeitern. „Verbesserungspotenzial verspricht beispielsweise eine stärkere Einbindung des Personals, den Maßnahmenkatalog gemeinsam zu gestalten. Wenn Dinge gemeinsam erarbeitet werden, jeder Mitarbeiter mitwirken kann, erhöht sich zum einen das Gefühl der Wertschätzung und Zusammengehörigkeit. Zum anderen würde dies sicherlich auch die Effizienz der Maßnahmen erhöhen“, empfiehlt die Geschäftsführerin von Schubert Management Consultants.
Wenn Dinge gemeinsam erarbeitet werden, jeder Mitarbeiter mitwirken kann, erhöht sich das Gefühl der Wertschätzung und Zusammengehörigkeit.
„Weiterhin muss im Sinne einer größeren Verbreitung auch die Kommunikation verbessert werden. Sicherlich ist der breiten Masse oftmals gar nicht bekannt, was alles getan wird. Eine Strukturierung des Informationsflusses würde die Wahrnehmung mit Sicherheit deutlich verbessern. Und nicht zuletzt muss insgesamt verstärkt an einer Verbesserung der gegenseitigen Unterstützung und des Teamgedankens gearbeitet werden. Denn gerade die jüngere Generation scheint hier großes Verbesserungspotenzial zu sehen. Eine effektive Möglichkeit, um die Zusammenarbeit innerhalb der Abteilungen, aber auch zwischen den Abteilungen zu optimieren, sind beispielsweise Teambuilding-Maßnahmen. Auch regelmäßige Treffen oder Jour Fixes können zu einer größeren Unterstützungsbereitschaft innerhalb der Abteilung beitragen“, erklärt Petra Schubert weiter.
Bedürfnisse erkennen und Lösungen bieten
Das verstärkte Angebot solcher Teamgeist-stiftenden Aktivitäten fördert oftmals den Austausch untereinander und führt somit zu einem größeren Bewusstsein für gegenseitige Bedürfnisse – ein wichtiger Schritt in Richtung einer höheren Arbeitgeberattraktivität, weiß auch Petra Schubert. „Die Geschäftsführungen sollten noch mehr differenzieren, was wem angeboten wird. Das heißt: Das Thema Betreuung in einer Kita interessiert mich natürlich nur, wenn ich Kinder habe oder diese in Planung sind. Hier muss genau auf die Bedürfnisse der Mitarbeiter und Bewerber geschaut werden, um sich letztlich für die ganz unterschiedlichen Mediziner als attraktiver Arbeitgeber zu qualifizieren.“
* Quelle: Studie zur Arbeitgeberattraktivität, Nov. 2017 – Jan. 2018, hrsg. von Schubert Management Consultants und Deutscher Ärzteverlag.