Der Dentalmarkt ist zahlreichen Veränderungen unterworfen. Auf welche Art Kunden müssen sich Dentalunternehmen künftig einstellen? Einige Untersuchungen geben darüber Aufschluss.
1. Private-Equity-Investoren drängen in deutschen Markt
In den vergangenen Jahren hat sich herausgestellt, dass es einen starken
Trend hin zu medizinischen Versorgungszentren (MVZ) gibt. Das bestätigt die Kassenzahnärztliche Vereinigung Baden-Württemberg. In ihrem
Versorgungsbericht 2019 heißt es: "Die Zahnmedizinischen Versorgungszentren (Z-MVZ) sprießen wie Pilze aus dem Boden." Was den Standesvertretern Sorge bereitet ist, dass darunter immer mehr fremdinvestoren-getragene MVZ zu finden sind. Seit etwa zwei Jahren dringen
Private-Equity-Investoren in den deutschen Markt und gründen Zahnarztketten, in denen die Zahnärzte lediglich angestellt sind.
2. Nicht mehr nur der Zahnarzt trifft Kaufentscheidungen
"Vonseiten der zahnärztlichen Selbstverwaltung wird der Trend zu Kettenstrukturen sehr kritisch bewertet", sagt Florian Wahl, Leiter Stabsstelle Kommunikation und Politik bei der KZV BW. Die Standesvertreter fürchten, dass diese Entwicklung zu einer "Industrialisierung" der Zahnmedizin führt, bei der das
Generieren von Profiten mehr als das Wohl der Patienten und die Garantie einer Versorgungssicherheit im Vordergrund steht. Für Dentalunternehmen wiederum könnten die Auswirkungen auch in ihrem Marketing spürbar werden. Sie müssen sich darauf einstellen, dass es nicht immer die Zahnärzte selbst sind, die die letzte Entscheidung für oder gegen ein bestimmtes Produkt treffen und auch ihr
Marketing entsprechend ausrichten.
3. Klassische Einzelpraxis wird seltener
Doch nicht nur der Dentalmarkt, auch das Berufsbild der Zahnmediziner an sich ist Veränderungen unterworfen. "
Vereinbarkeit von Familie und Beruf,
Arbeit in Teilzeit und mehr
Vielfalt bei den Praxisstrukturen – junge Zahnärztinnen und Zahnärzte bringen neue Zielvorstellungen mit," berichtet Florian Wahl.
Neben niedergelassenen Zahnärzten in der selbstständigen Einzelpraxis existieren immer mehr alternative Formen der Berufsausübung, etwa in größeren
Praxis-Kooperationen. Hinzu kommen
Teilzulassungen,
häufigere Ortswechsel anstelle jahrzehntelanger Arbeit in ein und derselben Praxis oder auch
Pausen aufgrund von Elternzeit.
4. Immer mehr angestellte Zahnärzte
Immer mehr Zahnärzte arbeiten außerdem als
Angestellte. Das zeigen auch Zahlen, die von der
Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung in ihrem Jahrbuch 2019 veröffentlicht wurden. Florian Wahl geht davon aus, dass die vielfältigen Veränderungen nicht ohne Anstrengungen zu bewältigen sein werden, aber sie versprechen auch etwas Positives: "Dieser Wandel stellt für die zahnärztliche Selbstverwaltung zunächst eine Herausforderung dar, er bietet aber auch neue Gestaltungschancen."
5. Zunehmende Feminisierung der Zahnmedizin
Zu diesem Wandel trägt die zunehmende
Feminisierung der Zahnmedizin bei. Laut Statista gab es in Deutschland 95.189 Zahnmediziner, von denen 72.122 ihren Beruf tatsächlich ausübten. Zwar sind mit 39.612 zu 32.510 immer noch mehr männliche als weibliche Zahnärzte tätig, die "Geschlechterlücke" hat sich aber in den vergangenen Jahren kontinuierlich geschlossen. Das zeigt sich auch bei den Praxisgründungen. Die ApoBank hat eine
Untersuchung veröffentlicht, die beweist, dass der Anteil der Frauen an den zahnärztlichen Existenzgründungen steigt. 2018 etwa wurde
jede zweite Praxis von einer Frau gegründet. Diese Existenzgründerinnen erwarten auch eine eigene
Ansprache im Dentalmarketing.
Was bedeutet all das für die Dentalindustrie und ihr Marketing? Sie muss sich auf die Veränderungen einstellen und sich anpassen: Wer seine Kunden erreichen will, muss
informiert sein, um die manchmal sehr unterschiedlichen Bedürfnisse zu kennen. Es gilt, noch stärker hinzuhören, und aus den gewonnenen Erkenntnissen Marketingkonzepte zu realisieren, die möglichst
flexibel auf die Kundschaft zugeschnitten werden können.