Die good healthcare group hat eine internationale Partnerschaft bekannt gegeben. Chief Client Officer Daniel Schaller spricht im Interview darüber, wie sich globale und lokale Expertisen sinnvoll ergänzen und warum der Gesundheitsbranche eine aufregende Zukunft bevorsteht.
Health Relations: Die good healthcare group bietet Pharmaunternehmen die ganze Palette der Healthcare-Kommunikation und strategischen Beratung. Auf Ihrer Webseite verzichten Sie allerdings darauf, sich als Agentur zu bezeichnen. Warum?Daniel Schaller: Unter einer Agentur versteht man für gewöhnlich ein Dienstleistungsunternehmen und
Abwickler. Wir hingegen verstehen und als Partnerin auf Augenhöhe. Wir übernehmen nicht nur die Kommunikation mit den Zielgruppen, sondern die Verantwortung für unsere ganzheitlichen Strategien und Konzepte und setzen auf einen crossfunktionalen, auf die jeweiligen Kundenbedürfnisse abgestimmten individuellen Einsatz unserer Services und Ressourcen.
Health Relations: Kürzlich haben Sie die Partnerschaft mit sieben internationalen Partnern unter dem Namen Global Alliance for Pharma Solutions, kurz GAPS, bekannt gegeben. Welche Ziele verfolgen Sie damit?Daniel Schaller: In einer globalisierten Welt können wir für unsere global agierenden Kund:innen
Märkte nicht mehr singulär betrachten. Ziel von GAPS ist daher, gemeinschaftlich diesem Bedürfnis
gerecht zu werden und crossnationale Lösungen anzubieten. Dabei immer mit hundertprozentiger Marktexpertise in den einzelnen Ländern und dennoch mit großen Synergien im internationalen Aufsatz. Dieser globale Ansatz, aber gleichzeitig auch die spezifischen Marktkenntnisse, kommen Pharmaunternehmen weltweit zugute.
"Netzwerke können zum Game Changer werden, um flexibel auf die vielfältigen Anforderungen der sich
wandelnden Gesundheitsbranche zu reagieren."
Health Relations: Wie sieht die Zusammenarbeit denn in der Praxis aus: Arbeiten Sie kunden- bzw. projektbezogen zusammen oder geht es vor allem um einen regelmäßigen Austausch zu übergreifenden Themen und Best Practices?Daniel Schaller: Unser Netzwerk wird durch die aktive Kommunikation untereinander bestimmt. Mit allen
Partnerunternehmen stehen wir bereits seit vielen Jahren im regen Austausch – egal, ob es um die
speziellen Marktgegebenheiten, Best Practices oder eben Kund:innen geht. Wir arbeiten als Gruppe eng
zusammen. Gemeinsam können wir so von crossnationalen Produktlaunches bis hin zu alternativen Kommerzialisierungsmodellen für Präparate – z.B. im Bereich Mature Products, ein Full-Service-Dienstleistungsangebot bieten.
Health Relations: Welche Rolle spielt Ihre lokale Marktexpertise für das Netzwerk?Daniel Schaller: Jedes Mitglied von GAPS bringt seine Fähigkeiten, Dienstleistungen und Tools in
die Allianz ein. Da will ich uns gar nicht so hervorheben. Wir sind überzeugt, dass lokales Wissen
durch agile globale Zusammenarbeit unterstützt und erfolgreich umgesetzt werden kann. Netzwerke
können daher zum Game Changer werden, um flexibel auf die vielfältigen Anforderungen der sich
wandelnden Gesundheitsbranche zu reagieren.
"Als größte Hürde für eine sinnvolle Nutzung von KI sehen wir fehlende Daten – von Echtzeitdaten mal ganz abgesehen."
Health Relations: Lassen Sie uns mit dem internationalen Blick auf das Jahr 2024 schauen. Was werden Ihrer Meinung nach die prägenden Themen im Healthcare-Marketing sein?Daniel Schaller: Pharmaunternehmen stehen vor anspruchsvollen Herausforderungen: steigende Regulierungen, ein hoher Kostendruck und ein sich stetig verändernder Markt sowie neue Gewohnheiten von Ärzt:innen und Patient:innen. Insbesondere mit den immer breiter werdenden Anwendungsfeldern von KI wie z.B. virtuelle Avatare in der Kommunikation, die mittels Deep Learning sogar in der Lage sind, Emotionen zu erkennen, steht der Gesundheitsbranche eine aufregende Zukunft bevor. Hier wird noch eine ganze Menge auf uns zukommen. Es gilt, sich also wirklich etwas zu trauen. Denn neue Wege führen zu neuen Erlebnissen und bleiben im Kopf.
Health Relations: Künstliche Intelligenz könnte auch die „Hyper-Personalisierung“ befeuern, also die Datenauswertung mittels KI in Echtzeit, die eine individualisierte Ansprache ermöglicht. Wie sehen Sie das?Daniel Schaller: Generell begrüßen wir den Trend hin zur gezielten Nutzung von Daten für eine individuelle
Ansprache, da so eine gezielte und nachhaltige Betreuung von HCPs und Patient:innen erst möglich wird.
Hier gibt es bereits auch schon erste Unternehmen, die KI und Chatbots in ihren Vertriebs- und Service-
Strategien einsetzen, um die Effizienz zu verbessern und die Erfahrung zu optimieren. Als größte Hürde
für eine sinnvolle Nutzung sehen wir hier aber fehlende Daten – von Echtzeitdaten mal ganz abgesehen.
Denn Pharma weiß aktuell nicht einmal, welche digitalen oder nicht digitalen Maßnahmen aus dem
Kommunikationsmix wirklich ankommen.
Health Relations: Das heißt, die Hausaufgaben der digitalen Transformation hat Pharma noch nicht gemacht?Daniel Schaller: Das ist klar ausbaufähig, denn die digitale Transformation stellt alle Weichen für eine zielgruppenzentrierte Ansprache UND deren ganzheitliche Messbarkeit. Pharmaunternehmen müssen im ersten Schritt also den Mut haben, neue Kanäle zu nutzen, diese sinnvoll und ganzheitlich auszuwerten und ihre Maßnahmen schlussendlich auf Basis der gewonnenen Erkenntnisse auszurichten. Dann sind wir zwar noch nicht bei einer Hyper-Personalisierung, aber immerhin schon einmal bei einer sinnvollen Personalisierung. Die richtige Balance zwischen Automatisierung und menschlichem Eingreifen bzw. menschlicher Interaktion wird zukünftig der Schlüssel zum Erfolg sein und dazu beitragen, eine positive Erfahrung zu gewährleisten sowie die Bindung zwischen Pharma, HCPs und Patient:innen zu stärken.
"Der Overkill ist schon längst da – ganz egal, ob digital oder analog. Die Kunst liegt darin, diesen bestmöglich zu steuern und werthaltige Kommunikation anzubieten."
Health Relations: Die Erwartungen der Ärztinnen und Ärzte und ihre Mediennutzungsgewohnheiten ändern sich. Beispielsweise sind sie offener für die digitale Ansprache als noch vor einigen Jahren – und das nicht nur die junge Generation. Dennoch, droht da nicht der digitale Kommunikations-Overkill?Daniel Schaller: Der Overkill ist schon längst da – ganz egal, ob digital oder analog. Die Kunst liegt darin,
diesen bestmöglich zu steuern und werthaltige Kommunikation anzubieten. Am Ende ist der Erfolgsfaktor
wieder eine ganzheitliche Orchestrierung aller Aktivitäten. Das Spielfeld ist vielfältig, welche Produkte
werden beim einzelnen HCP besprochen, welche Außendienstlinien besuchen ihn, welche MSLer sind im
Kontakt etc. Aus meiner Sicht kommt diese übergreifende Betrachtung in den meisten Fällen viel zu kurz.
Kommunikation muss noch viel stärker ein Angebot an die Zielgruppe sein, welches nach ihren Wünschen
genutzt werden kann.
Was macht die good healthcare group?
Die good healthcare group bietet spezialisierte Dienstleistungen und Lösungen für den Gesundheitssektor an. Die Unternehmensgruppe besteht aus den vier Geschäftsbereichen in//touch, +49 med, patient+ und cso+, die sich auf verschiedene Bereiche wie Strategieentwicklung, Beratung von Gesundheitsfachkräften und Patientenservices konzentrieren. Gegründet wurde das Unternehmen 2012 durch Thomas-Marco Steinle mit dem Unternehmen +49 med, einem Anbieter digitaler Kommunikationslösungen für den Pharma-Sales-Bereich, und der Beratungsfirma intouch hcc GmbH. Aktuell beschäftigt die good healthcare group 250 Mitarbeitende in den Kernbereichen und ist mit einem Netzwerk von über 8.400 Spezialisten in 55 Ländern tätig. Der Hauptsitz befindet sich in Berlin, ein weiterer Standort ist in Potsdam.