Dirk Poschenrieder, Havas Consumer Health: „Das braucht Ausdauer“
Havas Life und Havas Red Health und nun auch Managing Director Germany für Havas Consumer Health. Sammeln Sie Titel?Dirk Poschenrieder: Das sieht fast so aus, oder? Aber das kann ich verneinen. Logischerweise geht es nicht um die Titel. Oder um mich selbst. Agenturen haben erfahrungsgemäß eine Vielzahl an Titeln. Von CEO über Managing Director bis hin zu General Manager oder President. Und in diesem Fall lautet er Managing Director. So einfach ist das.
Health Relations: Managing Director von "Wir trennen die Bereiche Rx und Consumer Health strikt voneinander, um eben zu verhindern, dass unser Profil verwässert."Health Relations: Lassen Sie uns auf das schauen, was Ihnen den neuen Titel eingebracht hat. Havas Consumer Health. Was versprechen Sie sich persönlich von der neuen Unit?Dirk Poschenrieder: Havas Life Düsseldorf ist eine klassische Healthcare-Agentur. Was ich aber schon immer gemacht habe, ist, dass ich Leute aus Consumer-Agenturen eingestellt habe, weil ich immer ein bisschen breiter denken wollte als Rx. Wir machen jetzt schon Kommunikation für Cannabisprodukte und für OTC-Produkte. Dadurch gibt es bereits die ersten Berührungspunkte mit Consumer Health. Mit der neuen Agentur verspreche ich mir ein klareres Profil und natürlich, im Sinne von Kundenansprachen, ein viel größeres Spektrum. Von Skincare bis Nutrition oder Wearables wie der Apple Watch. Health Relations: Die Rx-Sparte, sprich das Agenturgeschäft von Havas Life, bleibt davon unberührt? Dirk Poschenrieder:Genau. Wir trennen die Bereiche Rx und Consumer Health strikt voneinander, um eben zu verhindern, dass unser Profil verwässert und um uns so klarer am Markt zu positionieren. Health Relations: In der Pressemitteilung heißt es, der Wunsch nach einer auf Consumer Health spezialisierten Agentur wäre auf Rückfrage von Kunden bestätigt worden. Kann ich mir das als eine Art Umfrage vorstellen?Dirk Poschenrieder: In der Tat haben wir mit unseren Kunden gesprochen oder uns im Rahmen von Meetings etc. ausgetauscht. Und, ja, es wurde immer wieder geäußert, dass sie gerne das Know-how einer Healthcare-Agentur hätten, aber auch gleichzeitig den Spirit einer Consumer Agentur. Hinzu kommt, dass meine Kollegen in London, wo es schon eine Consumer Health-Agentur gibt, sehr erfolgreich bewiesen haben, dass die Zeit reif ist für eine spezialisierte Consumer Health Agentur. Im Grunde vereinen wir das Beste aus beiden Welten. Und nicht umsonst beobachtet man auch bei einigen Mitbewerbern ähnliche Schritte. Health Relations: Im Zuge des Megatrends Gesundheit gilt der Consumer Health Markt als Wachstumsmarkt. Sie haben es angedeutet: Havas Consumer Health ist nicht die einzige Agentur, die ihn angreift. Was ist Ihr USP?Dirk Poschenrieder:Wir bei Havas Consumer Health entwickeln Marken, die das körperliche, geistige und emotionale Wohlbefinden verbessern und die Menschen mit dem Wissen ausstatten, das sie brauchen, um informierte, individuelle Entscheidungen über ihre Gesundheit zu treffen. Man kann es auch so zusammenfassen: In erster Linie verbinden wir also Marken mit Verbrauchern. Und wir sind der festen Überzeugung, dass besseres Wissen auch bessere Gesundheit bedeutet. Wir kombinieren die Erfahrung und das Verständnis für Gesundheits- und Wellness-Marketing von Havas Health & You mit der kreativen und verbraucherzentrierten Exzellenz des Havas Creative Network. Health Relations: Stellten Sie auch neue Talente ein oder stemmen Sie das aus der Kernmannschaft?Dirk Poschenrieder:Ich habe hier Kollegen:innen, die aus klassischen Healthcare-Agenturen kommen und Kollegen:innen aus der „Consumer-Welt“ wie beispielsweise TBWA, Ogilvy, BBDO, um nur einige wenige zu nennen. Grundsätzlich sind wir also sehr gut aufgestellt. Natürlich scannen auch wir, wie alle Agenturen, den Markt nach neuen Talenten. Health Relations: Die richtigen Leute sind bereits im Unternehmen, die Themen auch. Warum brauchte es für den deutschen Markt überhaupt eine neue Unit bzw. Agenturmarke? Wirklich nur wegen des Profils?Dirk Poschenrieder:Wir haben das Londoner Office und es soll zukünftig einen globalen Rollout von Havas Consumer Health geben. In Deutschland haben wir, wie in London, gute Startbedingungen, also fangen wir hier an.
"Es gibt es keinen Produkt-Launch mehr, wo wir nicht von beiden Seiten, HCP und Patient:in, an die Sache herangehen."Health Relations: Wo genau liegt der Schwerpunkt in der neuen Unit? Oder bietet sie das gesamte kommunikative Portfolio an?Dirk Poschenrieder:Ich würde uns als klassische Kreativagentur – was immer das auch heute bedeuten mag – bezeichnen. Wir haben aber auch in Düsseldorf mit Havas Red Health eine PR-Agentur und in Frankfurt mit Havas Media eine Mediaagentur. Das heißt, wir können die Partner bei Bedarf hinzuziehen, wenn es das Projekt erfordert. Das ist der große Vorteil, wenn man eine Network-Agentur ist. Man muss nicht alle Leistungen selbst anbieten, sondern kann die jeweiligen Spezialisten hinzuziehen. Health Relations: Consumer Health lebt von der direkten Ansprache der User. Auch in der Rx-Kommunikation beobachten wir, dass der Bereich Patientenkommunikation wächst. Werden sich die Bereiche zusätzlich befruchten?Dirk Poschenrieder:Wenn ich aus Havas Life-Sicht draufschaue, gibt es keinen Produkt-Launch mehr, wo wir nicht von beiden Seiten, HCP und Patient:in, an die Sache herangehen. In unterschiedlicher Art und Weise. Also, ja, ich sehe da schon Überschneidung. Health Relations: Worauf freuen Sie sich in Ihrer Funktion bei HAVAS Consumer Health am meisten?Dirk Poschenrieder: Noch mal eine andere Kundengruppe anzusprechen, als wir es klassisch im Rx-Markt tun. Das macht es einfach spannend, eine neue Marke in den Markt einzuführen und eine quasi neue Agentur aufzubauen. Das ist ja jetzt kein 100-Meter-Lauf, das braucht Ausdauer. Du musst diesen ersten Kunden knacken. Du brauchst diesen einen Case, der die Dynamik antreibt. Wir müssen New Business machen. Wir müssen wieder mehr rausfahren. Und Bestandteil eines Networks zu sein, heißt, du bist ein Start-up in einem etablierten Unternehmen. Health Relations: Ist das nicht auch komfortabel?Dirk Poschenrieder:Ja, aber der Druck ist trotzdem genauso hoch. Health Relations: Schauen wir mal in die Glaskugel. Wenn wir uns Ende des Jahres erneut treffen würden, was würden Sie dann gerne sagen können?Dirk Poschenrieder: Dass die Agentur vom Markt angenommen wurde. Dies bedeutet für mich, dass es eine aktive Nachfrage von Talenten gibt, die sich bei uns bewerben, nicht umgekehrt, dass wir anfragen müssen. Und dass es eine aktive Nachfrage seitens der Unternehmen gibt und wir „automatisch“ Einladungen zu Pitches etc. erhalten und wenn wir dann noch ein, zwei, drei neue Kunden hätten, dann würde ich sagen, dass es ein erfolgreiches, erstes Jahr war.