Der Markt der Gesundheitsplattformen ist in Bewegung. Die Plattform gesund.de verbindet lokale Versorger mit Patient:innen mittels einer digitalen Lösung. Der Unternehmens-CEO Dr. Peter Schreiner berichtet im Interview, warum umfassende Gesundheitsplattformen auch für Pharma spannend sind.
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Health Relations: Welches Business Modell steckt hinter gesund.de?Dr. Peter Schreiner:Wir verbinden Endverbraucher:innen über unsere App mit den lokalen Gesundheitsversorgern – insbesondere mit Apotheken und in Kürze auch verstärkt mit Arztpraxen und Sanitätshäusern. Für die Nutzer:innen ist gesund.de kostenlos. Wir schließen mit den lokalen Gesundheitsversorgern Partnerschaften ab, die über einen monatlichen Beitrag bei uns angeschlossen werden und so alle Services nutzen können. Health Relations: Sie wollen die digitale Praxis-Patient:innen-Kommunikation im Gesundheitswesen voranbringen und arbeiten daher eng mit einem Praxissoftwarehersteller zusammen. Was soll das bewirken? Dr. Peter Schreiner:Viele Prozesse können durch die digitale Kommunikation für alle Beteiligten stark vereinfacht werden, wenn die Kommunikation über standardisierte Schnittstellen erfolgen kann. So vereinfacht die digitale Terminvereinbarung Patient:innen beziehungsweise die Terminvereinbarung, entlastet aber auch das Praxisteam, da die Zahl der Telefonate reduziert werden können. Auch die Kommunikation per Messenger erleichtert die Kommunikation und bietet Mehrwerte, etwa wenn Dokumente und Medikationspläne direkt ausgetauscht werden können. Für die Nutzer:innen der App ergeben sich damit auch Vorteile: Über den Medikationsplan können sie sich künftig einfach per App an die pünktliche Einnahme ihrer Medikamente erinnern lassen. Health Relations: Ist es richtig, dass Sie außerdem eine App planen, die einen Messenger-Service bietet? Wer kann dann wie damit kommunizieren?Dr. Peter Schreiner: Ja, das ist korrekt – damit können Patient:innen künftig direkt mit ihrer Arztpraxis kommunizieren und auch Dokumente austauschen und Medikationspläne digital erhalten.
"Die Menschen werden entscheiden, welche Lösungen sie nutzen und damit, welche Lösungen sich durchsetzen."
Health Relations: Wie positionieren Sie sich auf dem deutschen Markt? Welche Lücke füllen Sie?Dr. Peter Schreiner:Wir sehen uns als Gesundheitsplattform, die die Menschen mit den lokalen Gesundheitsversorgern verbindet. Dabei zeichnen wir uns durch die enge Zusammenarbeit mit unseren Partnern aus und die tiefe Integration in deren Systeme: Sowohl in Warenwirtschaftssysteme der Apotheken als auch in PVS der Ärzt:innen ist gesund.de integriert – das ermöglicht reibungslose Abläufe und erleichtert Prozesse auf der Versorgerseite, während wir auf der Plattform Patient:innen in den Fokus stellen und diesen aufeinander abgestimmte Services bieten können. Diese Positionierung nimmt bislang kein Marktbegleiter in der Form ein. Health Relations: gesund.de entwickelt sich immer mehr in Richtung umfassende Gesundheitsplattform. Warum ist das ein zukunftsträchtiges Modell?Dr. Peter Schreiner:Die Menschen werden entscheiden, welche Lösungen sie nutzen und damit, welche Lösungen sich durchsetzen. Deshalb macht ein umfassender Ansatz Sinn, der entlang der Patient Journey aufgebaut ist und damit die besten Mehrwerte bietet und Probleme der Nutzer:innen löst. Konkret an einem Beispiel: Ein Patient sucht einen passenden Arzt oder Ärztin, möchte dort dann einen Termin vereinbaren und erhält schließlich ein Rezept. Er findet in unserer App passende Fachärzt:innen und Ärzt:innen in seiner Nähe und kann dort digital einen Termin vereinbaren. Das Rezept kann er über gesund.de dann direkt weiter an eine Apotheke in seiner Nähe schicken und erhält sein Medikament innerhalb weniger Stunden sogar nach Hause geliefert. An die regelmäßige Einnahme wird er per Push Notifications erinnert.  Wir erleichtert ihm den Alltag, in dem wir das Beste aus beiden Welten – den lokalen Versorger und eine digitale Lösung – verbinden.
"Wir verbinden den lokalen Versorger und eine digitale Lösung."
Health Relations: Welche Rolle würden Sie Pharmaunternehmen in Ihrem Modell zuschreiben?Dr. Peter Schreiner: Wir sind im Austausch mit den pharmazeutischen Herstellern und haben bereits viele Kooperationen geschlossen, aktuell vor allem im Bereich der OTC- und Freiwahl-Produkte. Aber auch Hersteller verschreibungspflichtiger Arzneimittel suchen in letzter Zeit häufiger den Kontakt zu uns. In den Gesprächen stellen wir immer wieder fest, dass auch die Hersteller die lokale Versorgung stärken wollen. Sie unterstützen daher den Ansatz von gesund.de, die Patient:innen in Deutschland digital mit ihrem Leistungserbringer vor Ort zu vernetzen. Health Relations: Wie können sich Pharmafirmen generell auf Gesundheitsplattformen sinnvoll einbringen?Dr. Peter Schreiner:Hier gibt es verschiedene Felder:  Beispielsweise durch strukturierte Daten zum Beispiel bei Produktinformationen, die es Patient:innen ermöglichen, das passende Produkt zu finden und eine zutreffende Beschreibung zu erhalten. Bei OTC-Produkten arbeiten wir auch bei abverkaufsfördernden Maßnahmen mit Industriepartnern zusammen: Wir haben ein komplett digitales Gutscheinsystem implementiert, dass es den Nutzer:innen ermöglicht, Gutscheincodes einzulösen und bei der Apotheke somit das Produkt zu einem reduzierten Preis zu erhalten. Auch das ist vollständig in die Warenwirtschaften integriert und die Abrechnung mit der Apotheke erfolgt automatisiert. Dies nutzen Hersteller gerne, da sie zentrale Angebote machen können, die Endverbraucher:innen schnell und einfach nutzen können und auch auf die Apothekenteams kein zusätzlicher Aufwand wie das Sammeln von Papiercoupons und eine umständliche Abrechnung zukommt.
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