Verantwortung für nachhaltiges Handeln zu übernehmen, ist ein entscheidender Vertrauensfaktor im Healthcare-Marketing. Einer der Pioniere in der Gesundheitsbranche ist die Hamburger Agentur Health Angels, die für ihr Nachhaltigkeits-Engagement das EMAS-Zertifikat erhalten hat.
Marie Pothmann, Health Angels

Marie Pothmann, Health Angels © Health Angels

Die Gesundheitsbranche hat eine besondere gesellschaftliche Verantwortung, wenn es um Nachhaltigkeit und Umweltschutz geht. Schließlich setzt sie sich für das Wohlergehen von Menschen ein.  Gesundheit und Nachhaltigkeit stehen in direktem Zusammenhang: Hitzestress und Luftverschmutzung wirken sich negativ auf die Gesundheit aus. Marie Pothmann ist Umweltmanagementbeauftragte der Hamburger Agentur Health Angels und sagt:  „Die Umwelt ist Teil unserer Gesundheit und sollte daher bestmöglich geschützt werden. Als Agentur für die pharmazeutische Industrie, die die Gesundheit von Menschen verbessern will, müssen wir hier mit gutem Beispiel vorangehen und zum Umweltschutz beitragen.“ Denn Umweltschutz trage ebenso zur Gesundheit der Menschen bei wie Therapien und Medikamente. Auch in vielen Pharmaunternehmen hat das Thema Nachhaltigkeit inzwischen Priorität: Chiesi veranstaltete gerade erstmals einen Nachhaltigkeitskongress, die KlimaDocs engagieren sich für den Umweltschutz (Health Relations im Interview mit Gründungsmitglied PD Dr. Jens Rüffer) und bei Takeda hat  Nachhaltigkeit einen festen Platz in der Unternehmensstrategie.

Was bringt das EMAS-Zertifikat?

Als eine der ersten Gesundheitsagenturen in Deutschland haben die Health Angels die Kriterien für die EMAS-Zertifizierung vollständig erfüllt. Seit Mai 2023 sind sie offiziell zertifiziert. Die Hirschen Group aus Hamburg, zu deren Spezialagenturen die Health Angels gehören, ist bereits seit 2022 EMAS-zertifiziert. Auch vor dem Zertifikat hat sich die Agentur schon dem Thema Nachhaltigkeit gewidmet: "Wir haben Nachhaltigkeit schon immer gelebt und zum Beispiel das Pitchhonorar investiert, um Umwelt- oder Nachhaltigkeitsprojekte zu unterstützen."
„Der erste Schritt sollte immer sein, den eigenen Verbrauch zu erkennen, zu verstehen und Optimierungsmöglichkeiten zu suchen.“
Die Agentur will Vorreiter für mehr Umweltbewusstsein in der Gesundheitswirtschaft sein. „Dafür tauschen wir uns mit diversen Partnern und anderen Unternehmen aus, um Maßnahmen evidenzbasiert und vor allem nachhaltig aufzubauen.“ Und: Das Zertifikat und die damit verbundenen regelmäßigen Audits sorgen für Vertrauen, Authentizität und Transparenz.

EMAS-Zertifikat

EMAS (Eco-Management and Audit Scheme) ist ein von der EU entwickeltes Umweltmanagementsystem. Unternehmen können sich freiwillig zertifizieren lassen und damit nachweisen, dass sie kontinuierlich einen Beitrag zum Umweltschutz leisten: Sie sparen Ressourcen ein und stellen sicher, dass alle Umweltaspekte im Unternehmen – vom Energieverbrauch über Abfälle bis hin zu Emissionen – überprüft und verbessert werden. Das EMAS-Zertifikat erhalten Unternehmen und Organisationen, die ihre Umweltauswirkungen systematisch überwachen, kontinuierlich verbessern und darüber transparent berichten. Weitere Informationen zum Zertifikat finden Sie auf der EMAS-Internetseite und auch zu der jährlichen Prüfung durch Umweltgutachterinnen und -gutachter (KMUs können die Prüfung alle zwei Jahre beantragen).

Auf dem Weg zur nachhaltigen Agentur

Um das Zertifikat zu erhalten, müssen Unternehmen eine Reihe von Schritten durchlaufen, unter anderem eine Umweltprüfung. „Der erste Schritt sollte immer sein, den eigenen Verbrauch zu erkennen, zu verstehen und Optimierungsmöglichkeiten zu suchen“, sagt Marie Pothmann. Es ist nicht nur wichtig zu wissen, wie sich das eigene Handeln auf die Umwelt auswirkt, sondern auch ein Verständnis dafür zu entwickeln. Anschauliche Vergleiche haben geholfen, den Mitarbeitenden die Zusammenhänge zu verdeutlichen. Zum Beispiel? "Wenn 150 Mitarbeitende das Jahr über die Geräte herunterfahren, anstatt diese im Standby-Modus zu setzen, könnten 16 Tonnen CO₂ gespart werden. Das entspricht in etwa 42 Economy Flügen von Amsterdam nach Rom. Je besser wir unseren Energieverbrauch verstehen, desto besser können wir entscheiden, ob und wie wir ihn verändern wollen“, sagt die Umweltmanagementbeauftragte.

Ausgewählte Maßnahmen

  • Papierverbrauch optimieren: Das Vertragswesen und die Buchhaltung wurde – wo immer möglich – digitalisiert. Alte Papierbestände wurden recycelt und dienen als Bestände für Unterlagen, die noch einen Druck verlangen.
  • Reise- und Mobilitätsrichtlinie: Die Agentur vermeidet unnötige Geschäftsreisen, nutzt Zug vor Flug und achtet auf eine Umweltkompensation für den C0₂-Ausgleich. Firmenwagen sollen durch attraktive Angebote wie ÖPNV-Tickets & Business-Bikes ersetzt werden.
  • Laptops/Handys: Schon beim Einkauf des Equipments achtet die Agentur auf energieeffiziente Produkte und führt regelmäßige Prüfungen der Geräte durch.
  • Arbeitsabläufe: Auch Arbeitsprozesse werden hinsichtlich ihrer Energieeffizienz überprüft und hinterfragt.
  • Stromverbrauch: Wie kühl muss eine Klimaanlage für Server eingestellt sein, und wie können diese optimal ausgelastet werden? Für die IT-Abteilung ein relevantes Thema.
  • Standortanalyse: Wie energieeffizient sind die einzelnen Bürostandorte, welche Maßnahmen lassen sich standortübergreifend einführen, und wo macht ggf. auch ein Standortwechsel Sinn?
  • Produktions-Guideline für die Dienstleister: Gemeinsam mit dem Kunden und weiteren Dienstleistern werden Prozesse hinsichtlich ihrer Energieeffizienz optimiert.
  • Mitarbeiter schulen: Das interne Format Angel Talks dient u. a. zur Aufklärung und dem Ideenaustausch mit den Mitarbeitern zum Thema Nachhaltigkeit.
  • In Dialog gehen: Die UMBs gehen regelmäßig in den internen Austausch, um Maßnahmen (weiter) zu entwickeln. Der Dialog mit Kunden und Mitarbeitern zum Thema Nachhaltigkeit soll ab dem ersten Kontakt gelebt werden.

Wissenstransfer – im Nachhaltigkeits-Dialog mit dem Kunden

Der Wissenstransfer findet auch nach außen im Austausch mit den Kundinnen und Kunden statt. „So analysieren wir gemeinsam mit unseren Kunden, wie sich die Kommunikation zum Thema Nachhaltigkeit entwickelt“, sagt Marie Pothmann. Die Auflagenhöhe – ob 10.000 oder 5.000 Broschüren – ist nicht nur eine Kostenfrage, sondern auch eine Frage der Nachhaltigkeit. Eine umfangreiche Vorproduktion ist wenig nachhaltig, wenn die Broschüren nur herumliegen. Und da die Kommunikation immer spezifischer auf die individuellen Anforderungen innerhalb einer Zielgruppe ausgerichtet wird und werden muss, wird die Auswahl der entsprechenden Materialien und Kanäle immer breiter.
„Die Möglichkeiten sind meist vielfältig. Wichtig ist es, mit Kunden in den Austausch zu gehen, realistische Ziele zu setzen und Nachhaltigkeit wirklich zu leben.“
Durch eine strategische Kommunikationsplanung, die die diversen Touchpoints (digital & analog) effizient verbindet, kann ein zielgerichteter und vor allem nachhaltiger Wissenstransfer ermöglicht werden. Die Informationen können so individueller der jeweiligen Zielgruppe zur Verfügung gestellt werden und gleichzeitig wird der Nachhaltigkeitsaspekt in der Produktion gestärkt. „Unsere Produktions-Guideline zeigt unseren Dienstleistern auf, wie Nachhaltigkeit in der Zusammenarbeit gemeinsam gelebt werden kann, und schafft auch hier eine Verbindlichkeit über unsere direkten Umwelteinflüsse“, sagt Marie Pothmann. „Die Möglichkeiten sind vielfältig. Wichtig ist nur, mit dem Kunden ins Gespräch zu kommen und gemeinsam nach Wegen zu suchen.“ Die fundierte Grundlage für den Wissenstransfer stellt die Evidenz dar, die die Engel aus ihrer Zertifizierung gewonnen haben: „Wir wissen aus unserer eigenen täglichen Arbeit, dass Evidenz die Basis ist, die wir brauchen und sind daher im intensiven Austausch mit anderen und bauen jetzt die Kommunikation nach außen auf.“ Beim Thema nachhaltiges Unternehmen fällt schnell der Vorwurf des Greenwashings. „Wir sind stolz auf das Zertifikat und es ist enorm wichtig, Nachhaltigkeit zu kommunizieren. Aber das Wichtigste ist, Nachhaltigkeit zu leben.“ Mit dem Zertifikat bzw. den regelmäßigen Audits können die Health Angels die notwendige Transparenz gegenüber der Öffentlichkeit herstellen.

Fazit

Absichtserklärungen und PR-wirksame Ankündigungen sind das eine, aber gemessen werden Unternehmen an ihrem Handeln. Eine EMAS-Zertifizierung ist zwar aufwendig, aber durch die Kontrollen auch messbar. Ein Nachweis wie das EMAS-Zertifikat bestätigt, was ein Unternehmen in Sachen Nachhaltigkeit bereits geleistet hat, und offenbart, welche Ziele noch erreicht werden sollen. Denn: „Nachhaltigkeit ist ein Prozess, der immer weiter gedacht werden kann“, so Marie Pothmann. Und mit einem Zertifikat können Healthcare-Firmen den ersten Schritt machen.