Healthcare-Events müssen sich ändern, weil die Erwartung ihrer Gäste eine andere ist. Simone Zeller, Senior Event Manager bei der MCG Medical Consulting Group, verrät, was Veranstaltungen heute bieten müssen, um Fachgruppen zu begeistern.
Er ist veraltet und statisch – und kommt dennoch viel zu häufig zum Einsatz: der Frontalvortrag. Dabei belegen Studien zu Aufmerksamkeitsspannen und Lerntypen seine Ineffizienz. Das gilt im Klassenzimmer genauso wie für
Healthcare- Events. Nur wenn das Zusammenspiel aus Unterricht, Pause und bestenfalls Pausenbrot funktioniert, können die Schüler:innen zufrieden und mit gestilltem Wissensdurst nach Hause gehen. Im Optimalfall greifen die Abläufe ineinander und sind auf die Wissensempfänger:innen abgestimmt. Das war eigentlich schon immer so. Aber Corona hat dem Ganzen einen zusätzlichen Twist verpasst. Wer heute
Veranstaltungen im Gesundheitswesen plant, muss
Erinnerungen setzen, um zu begeistern. Spröde Wissensvermittlung via Frontalbeschallung alleine reicht nicht mehr aus.
Vor Corona: kleine Schritte auf neuen Wegen
Der Eventbereich hat dies schon einige Zeit vor der Coronapandemie verstanden. Veranstalter und Planer haben Maßnahmen ergriffen, um Healthcare-Veranstaltungen attraktiver zu gestalten – ohne den informativen Charakter zu verlieren. So wurden beispielsweise Pressekonferenzen nicht mehr nur auf Basis von Vorträgen nebst anschließenden Q&A-Runden gestaltet und mit Neonlicht beleuchtet. Stattdessen buchte man Fernsehstudios und Moderator:innen, setzte Hologramme im Kleinen ein oder schaltete internationale Experten dazu.
Streaming und Talkshowformate wurden in dieser Zeit immer beliebter. Häufig wurden sie mit einem farblich oder thematisch passenden Buffet abgerundet und die Veranstaltung – als exklusive Serviceleistung für alle Verhinderten – mitgefilmt.
Die Pandemie als Ideen-Turbo
Corona hat sicherlich als
Katalysator für
neue Ideen im Eventbereich fungiert. Aus Präsenz wurde während Corona Online. Man merkte relativ schnell, dass das mit den richtigen Systemen reibungsloser ging als gedacht. Auch die Kosten für die neuen Lösungen hielten sich überraschenderweise im Rahmen. Lediglich die Planung erforderte eine neue geistige Flexibilität – so wie die gesamte Coronaphase. Dadurch wurde auch das Thema Zeitmanagement neu definiert, denn Journalist:innen, Expert:innen und interessiertes Fachpublikum konnten plötzlich innerhalb eines Tages virtuell an vielen verschiedenen Orten sein und sich einem großen Themenportfolio widmen. Damit ging einher, dass Events deutlich gestrafft wurden und sich alle Teilnehmenden in Sachen Small-Talk und Diskussionen disziplinieren mussten. Und: Auch die allseits beliebte Anrede „Sie sind noch auf mute“ oder die obligatorische Katze auf der Tastatur lockerten die ein oder andere Veranstaltung auf. Sie gaben dem Ganzen einen persönlichen Touch.
Healthcare-Events nach Corona: anders – bequem – effizient
Nach der Pandemie hatten sich nicht nur alle Bereiche des alltäglichen Lebens verändert, sondern auch die Menschen. Hatte die Pandemie doch dazu geführt, dass man sich zwar nach persönlichen Kontakten sehnte, gleichzeitig, aber auch ein wenig bequem – oder anders interpretiert – effizienter geworden war. Plötzlich konnten
zeitfressende Präsenzmeetings einfach online abgewickelt werden, ganz ohne An- und Abreise. Wissen konnte schnell vermittelt, konsumiert und im Fall vieler Redaktionen ebenso schnell verarbeitet werden. Es zeichnete sich ein Paradigmenwechsel ab. Auch das
medizinische Fachpublikum profitierte davon, denn in diesem Bereich konnten plötzlich Informationsveranstaltungen oder sogar ausländische Kongresse wahrgenommen werden, deren Besuch z. B. im laufenden Praxis- oder Klinikbetrieb früher undenkbar gewesen wären.
Diese neue Option musste beibehalten werden und
hybride Events gewannen deutlich an Bedeutung.
Healthcare-Events heute: Alles kann, nichts muss
Jetzt sind wir in einer Eventsituation angekommen, in der ein
hybrides Angebot Standard ist – natürlich auch mit Blick auf das Thema Nachhaltigkeit. Denn zum einen muss nicht mehr zwingend gereist werden und zum anderen ist der sorgfältig aufbereitete Content keine Momentaufnahme mehr, sondern kann dauerhaft zur Verfügung gestellt werden. Das allgemeine Mindset hat sich geändert: „Wenn ich mir schon die Mühe mache und einige Tage zu einem Event reise, dann soll sich das für mich auch lohnen.“ In aller Regel möchten sich Besucher:innen als Ergänzung zu der inhaltlichen Komponente auch noch gut unterhalten fühlen und einen Mehrwert für sich ausmachen. Ist die Location eindrucksvoll und erinnerungswürdig? Konnte ich eigene Impulse geben und mich vielleicht sogar aktiv einbringen? Waren die Gespräche in den Pausen wertvoll und haben mich weitergebracht?
Fazit: Highlights setzen – Erinnerungen schaffen
Es muss bei Events etwas geboten werden, inhaltlich und begleitend. Das galt und gilt schon immer. Denn bei aller möglichen Ernsthaftigkeit der Themen bleibt am Ende eben doch häufig z. B. der interaktive Stand mit
Gamification-Elementen im Eingangsbereich oder die
aktive Pause mit thematischem Flying-Buffet im Gedächtnis. Bei guter Eventplanung hat man Interessierte bereits vor der eigentlichen Veranstaltung durch
Social-Media-Aktivitäten oder ansprechende Einladungen mit auf eine geistige Reise genommen und positives Erwartungsmanagement betrieben.
Wäre das nicht auch ein Ansatz für das erste große Event unseres Lebens, unsere Schullaufbahn? In jedem Fall ein Denkanstoß.
Über die Autorinnen
Simone Zeller ist Senior Event Manager bei der
MCG Medical Consulting Group, einem Unternehmen der Medperion Group. Sie entwickelt kreative Eventkonzepte, darunter die Springer Medizin Gala und Fachsymposien, die sich an Ärzte und medizinisches Fachpersonal richten.