Polymedikation ist ein gravierendes Problem in allen Ländern mit gut ausgebautem Gesundheitssystem. Auch das manuelle Vorrichten der Medikamente in eine Wochenpillenbox ist äußerst fehleranfällig. Ein Problem, das dringend gelöst werden muss.
Besonders dramatisch ist dabei, dass es
keine zentrale Medikamentendatei für Patienten gibt. Die verschiedenen Ärzte verschreiben jeweils ihre Medikamente, erstellen vielleicht noch jeweils einen Einnahmeplan – und das war es. Einen Überblick über die weiteren, ebenfalls noch verordneten Medikamente haben sie nicht. Die daraus häufig resultierenden unerwünschten Wechselwirkungen können dramatische Folgen haben und bis zum Tod führen. Im vergangenen Jahr starben aktuellen Zahlen zufolge bis zu 25.000 Menschen daran. Jede dritte Krankenhauseinlieferung eines Seniors ist zudem medikationsbedingt.
Der eigentlich logische Prozess einer korrekten Einnahme von verordneten Medikamenten beginnt bei den Ärzten und geht über den Patienten zu einer Apotheke, die alle Verordnungen überprüft, gegebenenfalls Rücksprache mit den Ärzten hält und danach den
Gesamtmedikationsplan erstellt – sodass auch keine Wechselwirkungen entstehen. Die Apotheke richtet die Medikamente anschließend fehlerfrei für 7 bis 14 Tage vor und liefert sie dem Patienten im besten Fall nach Hause.
Apotheke hat Überblick und pharmakologische Kompetenz
Viele Senioren haben keinen Überblick über verordnete Medikamente. ©Tantum Sana
Der beschriebene Prozess ist vor allem deshalb so wichtig, da der Apotheker das pharmazeutische und pharmakologische Fachwissen hat, um das gesamte Medikamentenmanagement fehlerfrei durchzuführen. Hierfür wird seitens des Patienten, des Seniors oder der pflegenden Angehörigen eine Vor-Ort-Apotheke ausgewählt, die alle oben beschriebenen Schritte übernimmt. Die Apotheke übernimmt zudem auch das Rezeptmanagement. Wird ein Folgerezept benötigt, kann sie das direkt beim entsprechenden Arzt anfordern.
Damit ist das Thema der fehlerhaften Einnahme der Medikamente jedoch noch nicht gelöst.
Denn es stellt sich natürlich die Frage, wie man diese doch einzelnen Schritte zu einem automatisierten und insgesamt weitgehend fehlerfreien Prozess gestalten kann?
Die Antwort: Hierbei leisten Digitalisierung und Technik den entscheidenden Beitrag. Genau dafür wurde das
digitale Medikamentenmanagement- und Vergabesystem maja sana für zu Hause sowie für Seniorenwohnheime entwickelt. Es besteht aus einer Cloud, angesiedelt bei der Deutschen Telekom, einem intelligenten Medikamenten-Dispenser und mehreren Apps sowie einem Web-Frontend für die Apotheke.
Tabletten und Pillen werden fehlerfrei vorgerichtet
Der Dispenser meldet sich, wenn eine Medikamentenvergabe ansteht. ©Tantum Sana
Über die Cloud ist die Apotheke mit dem
intelligenten Tablettenspender zu Hause beim Nutzer verbunden. Sobald die Apotheke den Gesamtmedikationsplan erstellt hat, geht dieser digital über die Cloud fehlerfrei in den Dispenser. Auch jegliche spätere Änderung des Medikationsplans ist umgehend übertragen. Die Medikamente, die der Apotheker automatisiert erstellt, in Form von sogenannten Schlauchblistern, enthalten alle verordneten Tabletten und Pillen des Patienten für mindestens 7 Tage.
Diesen
Wochen-Schlauchblister kann der Patient oder der Angehörige abholen, er kann durch den Apothekenfahrdienst direkt geliefert oder per Post zugesandt werden.
Der intelligente Dispenser liest aus Sicherheitsgründen jeden einzelnen Blister und kontrolliert ihn. Der Dispenser meldet sich, wenn eine Medikamentenvergabe ansteht – und zwar akustisch und optisch und sorgt somit für das richtige Medikament in der richtigen Dosis zur richtigen Zeit. Sollte das Medikament nicht abgerufen werden, so werden die Angehörigen oder ein Pflegedienst per App informiert.
Ganz wichtig war den Entwicklern zudem die
seniorengerechte Bedienbarkeit. Erreicht wurde dies über einen großen Touchscreen mit großer Schrift, entsprechenden Farben und simpler One-Touch-Bedienung.
Zentraler Gesundheitshub in der Wohnung des Menschen
Die eigentliche Vision von maja sana ist jedoch viel mehr als „nur“ ein intelligentes digitales Medikamentenmanagement- und Ausgabesystem. Sie lautet:
In der Endstufe der Entwicklung steht der zentrale Gesundheitshub in der Wohnung des Menschen. Hierfür ist in den intelligenten Dispenser ein Tablet mit vollem Funktionsumfang integriert. Es erlaubt neben Videotelefonie sowie Video-Arzt-Sprechstunde auch die Einbindung medizinischer Wearables, die die Vitalfunktionen des Menschen messen und über Bluetooth direkt in den Gesundheitshub übertragen werden können. Alle Daten sind darin abgelegt. Der intelligente Hub kann diese patientenbezogenen Daten auswerten und später auch mittels Künstlicher Intelligenz (KI) den Menschen in Sachen Gesundheit aktiv unterstützen.
Auch andere medizinische oder sicherheitsrelevante Anwendungen können integriert werden, wie beispielsweise
DIGAs oder intelligente Notrufsysteme. In der Cloud sammeln sich durch die vielen Nutzer auf Dauer große und für die medizinische Forschung wichtige Datenmengen, die natürlich anonymisiert sind. Die moderne Medizin und die notwendige Forschung benötigen diese Daten dringend.
Fazit: Bereits in der jetzigen ersten serienreifen Ausbaustufe erlaubt maja sana gerade Senioren ein längeres und selbstbestimmtes Leben zu Hause. In der letzten Entwicklungsstufe als Gesundheitshub übernimmt maja sana echte Assistenz, aktive Unterstützung und Intelligenz im gesamten Bereich der Gesundheit des Menschen.
© Tantum Sana
Über den Gastautor
Dies ist ein Gastbeitrag von Gerd Meyer-Philippi, Geschäftsführender Gesellschafter und Co-Gründer des Healthcare Start-ups Tantum Sana aus Pfungstadt in Südhessen.