KI in der Pharmaindustrie: Haftung, Datenschutz und Marketingstrategien
In diesem Beitrag lesen Sie:
- Wie die Haftung in Bezug auf KI-gestützte Entscheidungen in der Pharmaindustrie geregelt ist
- Was Pharmamarketer in Sachen Datenschutz bedenken müssen
- wie KI-gestütze Marketingstrategien mit geltenden Vorschriften in Einklang zu bringen sind
- Ob es schon Best-Practise-Beispiele gibt, von denen man lernen kann
- Wie sich die rechtlichen Rahmenbedingungen für die Verwendung von KI in der Pharmaindustrie in der Zukunft entwickeln werden
Beim Einsatz in der Werbung für verschreibungspflichtige Medikamente, muss durch Menschen kontrolliert werden, ob die Anforderungen z.B. aus dem Heilmittelwerbegesetz eingehalten werden.Health Relations: Wie können Pharmamarketer damit umgehen? Wie stellen sie sicher, dass KI-gestützte Marketingstrategien mit den geltenden Gesetzen und Vorschriften im Einklang stehen, auch in Bezug auf verschreibungspflichtige Medikamente? Jan-Peter Ohrtmann:Pharmamarketers müssen beim KI-Einsatz zwischen den unterschiedlichen Marketingmaßnahmen unterscheiden: Der KI-Einsatz bei Personalisierung und Predictive Analytics ist – zumindest datenschutzrechtlich – kritischer als die Optimierung von Werbekampagnen durch die Analyse von Daten, die Content-Erstellung oder Social-Media-Analysen. Wichtig ist bei dem Einsatz in der Werbung für verschreibungspflichtige Medikamente, dass durch Menschen kontrolliert wird, ob die Anforderungen z.B. aus dem Heilmittelwerbegesetz eingehalten werden. Health Relations: Gibt es schonrechtliche Anforderungen, die bei der Entwicklung und Implementierung von KI-Systemen für die Arzneimittelvermarktung zu beachten sind? Oder können Sie Best-Practice-Beispiele nennen?Jan-Peter Ohrtmann:Es gibt noch keine Best Practice für die Entwicklung und Implementierung von KI-Systemen für die Arzneimittelvermarktung. Es gibt auch noch keine spezifischen rechtlichen Anforderungen an KI-Systeme in der Arzneimittelvermarktung. Durch den EU AI Act werden zumindest in der EU künftig derartige spezifische rechtliche Anforderungen vor allem beim Einsatz von Hochrisiko-KI-Systemen gelten. Hendrik Reese:Genau für solche Anforderungen werden aktuell in CEN-CENELEC(Europäisches Komitee für elektrotechnische Normung, Anm. d. Red.) sogenannte harmonisierte Standards entwickelt. Solange diese nicht zur Verfügung stehen, herrscht noch Unsicherheit, was die Anforderungen für Hochrisikosysteme nach dem EU AI Act konkret bedeuten. Daher ist es begrüßenswert, dass Deutschland mit beispielsweise der MISSION KI eigene gleichermaßen anschlussfähige Initiativen für Kriterien und Standards auf den Weg bringt. Health Relations: Welche Rolle spielen eigentlich Ethik und Transparenz bei der Nutzung von KI in der pharmazeutischen Industrie, und wie können diese Aspekte rechtlich verankert werden?Jan-Peter Ohrtmann:Ethik und Transparenz spielen eine sehr hohe Rolle bei der Nutzung von KI in der pharmazeutischen Industrie, die kaum unterschätzt werden kann. Die Transparenz wird vor allem durch den EU AI Act rechtlich verankert und (auch) für die Pharmaindustrie verpflichtend. Inwieweit sektorspezifische KI-Regeln für die Pharmaindustrie erforderlich und erlassen werden, wird abzuwarten sein. So hat die US FDA in 2023 eine Diskussion zum Einklang mit den GMP gestartet.
"Zusätzliche Investitionen in AI Governance, Compliance und die Validierung von KI-Systemen werden erforderlich."Health Relations: Was glauben Sie, wie sich die zukünftige Entwicklung der rechtlichen Rahmenbedingungen für die Verwendung von KI in der Pharmaindustrie künftig gestaltet? Jan-Peter Ohrtmann: Die Nutzung von KI in der Pharmaproduktion wird voraussichtlich rechtlich sektorspezifisch reguliert werden. Dies wird zu erhöhter Rechtssicherheit führen. Pharmamarketers werden die Möglichkeiten und Chancen der KI-Nutzung sorgsam an bestehendem Recht prüfen und ausrichten müssen. Hendrik Reese: Zusätzliche Investitionen in AI Governance, Compliance und die Validierung von KI-Systemen werden erforderlich. Die genannten Investitionsfelder zahlen darauf ein, Grundbausteine der KI-Transformation auszugestalten. Und genau hier setzen die Chancen an. Pharmamarketer können KI nutzen, um personalisierte Marketingstrategien zu entwickeln, die auf individuelle Patientenbedürfnisse zugeschnitten sind. Durch die Analyse großer Datenmengen können sie präzisere Zielgruppenidentifikation, gezielte Werbung und eine verbesserte Patientenkommunikation erreichen.