KI & Werbung: „Wir haben jede Woche die Website komplett neu gemacht“
In diesem Beitrag lesen Sie:
- etwas über die Markenhistorie von Afri-Cola
- etwas über die Leistungsfähigkeit von KI
- warum KI den Menschen nicht einfach ersetzen kann
- warum die Arbeit mit KI eine gute Allgemeinbildung voraussetzt
- wie sich KI im Marketingumfeld weiterentwickeln wird
- welche Probleme es in Sachen KI noch gibt
"Ich habe keine Angst davor. KI macht uns schneller, es erweitert unser Toolset, aber der Mensch ist nicht überflüssig."Health Relations:Bei vielen Menschen, auch im Marketing, herrscht Verunsicherung und die Sorge, durch KI ersetzt zu werden. Wie sehen Sie das?Friedrich von Zitzewitz:Ich habe keine Angst davor. KI macht uns schneller, es erweitert unser Toolset, aber der Mensch ist nicht überflüssig. Unser Afri-Cola-Test zeigt: Das ist zwar alles KI-generiert, aber der Anstoß, der Impuls für die Welten, die wir jede Woche neu erschaffen haben, kommt von uns. Wir Menschen haben die Briefings erstellt und daraus Prompts formuliert. In unserer täglichen Arbeit nutzen wir jetzt immer Mischformen. Health Relations: Können Sie ein Beispiel geben?Friedrich von Zitzewitz:Wenn wir beispielsweise ein Shooting machen, kann die KI in kürzester Zeit Bilder auf verschiedene Formate zuschneiden oder erweitern. Früher hätte es ewig gedauert, um etwa Hintergrund zu einem Bild hinzuzufügen, heute dauert es 3 Sekunden. Health Relations:Kommen wir noch einmal zur Arbeit und KI zurück. Sie sagen, Sie haben keine Sorge, ersetzt zu werden?Friedrich von Zitzewitz: Ja, denn das Prompten ist quasi eine Wissenschaft für sich. Ein Amateur kann natürlich mit so einem Tool wie Midjourney schnell ganz nette Ergebnisse erzielen, will man aber einigermaßen zielgerichtet arbeiten, braucht es ausgebildete Designer und Grafiker, die gezielte Prompts verfassen. Und da ist noch ein Gedanke, der mir in dem Zusammenhang gekommen ist: Meist wird gesagt, dass ältere Generationen nicht mehr richtig digital mithalten können. Bei KI könnte deren Weltwissen aber ein Vorteil sein, denn wenn es etwa darum geht, ein Bild in Kirchenfenster-Optik zu generieren, muss man vorher wissen, dass es das gibt und was damit gemeint ist. Eine gute Allgemeinbildung ist hier eine wichtige Voraussetzung. Health Relations:Sie sagten eben, dass Sie sich auch nicht vollständig auf KI verlassen und es ohne menschliche Kontrolle auch noch nicht geht.Friedrich von Zitzewitz:Richtig. ChatGPT hat sich als Tool für den Texter total etabliert, aber es produziert nicht das Endresultat. Es gibt kaum einen Text, der so bleibt, wie von ChatGPT vorgeschlagen, außer bei Afri-Cola. Aber da ging es nicht um das Thema Wissen, sondern um verschiedene Stile für die Kampagne und um verrückte Ideen. Ansonsten ist ChatGPT ein normales Tool, das man für einen Entwurf benutzt und um Ideen zu bekommen. Health Relations:Was denken Sie, wie sich das Thema KI weiterentwickeln wird – vielleicht auch mit einem Blick auf die Pharmabranche?Friedrich von Zitzewitz:Ich arbeite im Bereich Marketing, und das betrifft ja auch Pharma. Marketingabteilungen müssen heute immer mehr Kanäle bespielen. Da gibt es den Newsletter, die Website, Blogs, Instagram, LinkedIn usw. Dafür müssen viele Inhalte produziert werden. Wenn es darum geht, an diese Touchpoints qualitativ hochwertigen Content kostengünstig zur Verfügung zu stellen, ist die generative KI ein tolles Tool.
"Wenn es darum geht, an verschiedenen Touchpoints qualitativ hochwertigen Content kostengünstig zur Verfügung zu stellen, ist die generative KI ein tolles Tool."Health Relations: Das war jetzt ein Lob der KI. Gibt es denn auch Hindernisse oder negative Seiten?Friedrich von Zitzewitz:Bevor wir die Kampagne mit Afri-Cola gemacht haben, habe ich mich ausführlich mit einem Anwalt beraten, der eine Hamburger Koryphäe für Urheberrecht ist. Was ich spannend fand: Die AGBs von Midjourney und den anderen KI übertragen quasi die Urheberrechte der generierten Inhalte an den Nutzer. Das ist nach deutschem Recht eigentlich gar nicht richtig möglich. Der Anwalt sagt, wenn die KI am Ende ein Bild auswirft, das stark einem Bild ähnelt, das zum Beispiel irgendein Fotograf aus Wisconsin gemacht hat, ist das im Einzelfall möglicherweise eine Rechtsverletzung, von der man aber gar nichts weiß. Diese Rechtsverletzung kann aber mit hohen Strafen verbunden sein. Außerdem meint der Anwalt, dass sich nun die juristische Wissenschaft mit der Frage beschäftigen wird, welcher juristischen Wesensart die KI ist. Ist sie Mensch oder Maschine, oder irgendwas dazwischen? Solche Fragen sind sehr spannend und müssen noch behandelt werden. Da stehen wir noch am Anfang."