Im Vergleich zu Branchen wie Energie, Industrieproduktion, Verkehr und Chemie liefern Agenturen einen geringen Beitrag zum Ressourcenverbrauch und CO²-Ausstoß. Müssen sie sich dann auch noch über Nachhaltigkeit Gedanken machen? Ja! Michael Wehnelt von dpmed erklärt, warum und wie.
Gerade Pharmaagenturen arbeiten für eine Branche, die mit ihren Services und Produkten einen herausragenden Beitrag für die Gesellschaft leistet. Sie bilden die Basis für ihre Gesundheit und damit für den weltweiten Wohlstand. Nachhaltigkeit ist in diesem Kontext längst auch in der pharmazeutischen Industrie ein Thema – und damit auch für Agenturen. Sie werden sich dieser Mitverantwortung nicht mehr entziehen können. Warum auch. Jeder Schritt in Richtung Nachhaltigkeit lohnt sich.

Was bedeutet ökonomische, ökologische und soziale Nachhaltigkeit?

  • Ökonomische Nachhaltigkeit geht von dem Prinzip „reduce, reuse, recycle“ aus und richtet die Wertschöpfungskette konsequent danach aus. Damit sichert sie den Unternehmenserfolg und somit letztendlich die Arbeitsplätze der Mitarbeitenden.
  • Ökologische Nachhaltigkeit geht von der Überzeugung aus, dass es Veränderungen braucht, um unsere Welt, unsere Ressourcen und unser Leben zu schützen. Aus ethischen Gründen sind wir somit verpflichtet, Verantwortung für die kommenden Generationen, aber auch für uns selbst zu übernehmen.
  • Soziale Nachhaltigkeit spiegelt unsere Verantwortung gegenüber unseren Mitarbeitenden in ihrer Vielfalt wider, für deren soziales Umfeld und deren Wohlbefinden. Damit wirkt sie sich auch positiv auf die Attraktivität des Unternehmens am Arbeitsmarkt aus.

So funktioniert Nachhaltigkeit im Agenturalltag

Eine nachhaltige Entwicklung kann nur durch das gleichzeitige Umsetzen von umweltbezogenen, wirtschaftlichen und sozialen Zielen erreicht werden. Dieser weltweite Standard, auch Drei-Säulen-Modell genannt, eignet sich auch besonders gut für Agenturen, um einen wirksamen Handlungsleitfaden zu erarbeiten.Wie genau ein Nachhaltigkeitskonzept ausgestaltet wird, hängt sehr stark von den Ambitionen ab, mit denen Agenturen ein solches Konzept angehen.  Das Spektrum reicht von einer reaktiven Herangehensweise, über einen proaktiven Zugang bis hin zu einer fundamental transformativen Strategie. Nicht selten werden Nachhaltigkeitsambitionen zunächst durch den Wunsch bestehender und potenzieller Kunden ausgelöst. Immer mehr Unternehmen verankern ökologisch-soziale Verantwortung mit hoher Priorität in ihren Unternehmenszielen. Demzufolge definieren sie klare Auswahlkriterien für Kommunikationsagenturen. Ohne ein Commitment der Agenturen zu den Nachhaltigkeitskriterien ihrer Kunden sind sie schlicht nicht mehr wettbewerbsfähig. Eine weitere reaktive Ambition wäre eine Nachhaltigkeitsstrategie aus regulatorischer Notwendigkeit. Denn lange Zeit hat der Gesetzgeber auf unternehmerische Selbstverpflichtung gesetzt. Damit ist es aber vorbei. Mit dem Lieferkettengesetz, der CSRD-Berichtspflicht und auch der EU-Taxonomie werden Unternehmen gefordert, ihre Lieferanten auf Nachhaltigkeit zu verpflichten. Es geht mittlerweile nicht mehr um das „ob“, sondern nur noch um das „wie“und „wie schnell“ bei der Implementierung einer Nachhaltigkeitsstrategie. Es liegt auf der Hand, dass diese regulatorischen Eingriffe die Entwicklung maßgeblich beschleunigen werden.

Wieso sollten Agenturen proaktiv handeln?

Mit dieser Dynamik setzt ein Umschwenken in proaktive Ambitionen ein. Eine solche proaktive Ambition ist ein Nachhaltigkeitskonzept als Mittel der Wertschöpfung. Denn wer Ressourcen schont, Materialien effizient einsetzt und auf Wiederverwendbarkeit achtet, spart Kosten. In der Konsequenz kann das sogar zur Erweiterung des Leistungsspektrums der Agentur führen und damit den wirtschaftlichen Erfolg steigern. Stichwort Personal: Ein Nachhaltigkeitskonzept als Anforderung der Mitarbeitenden, das mit sichtbaren Maßnahmen in partizipativen Projekten umgesetzt wird, macht sich in vielerlei Hinsicht gewinnbringend bemerkbar. Nicht zuletzt wird es zu einem Vorteil im Wettbewerb um junge Talente und zu einem Bindungsinstrument für die bestehende Belegschaft.

Abwarten und Nichtstun ist keine Option mehr

Am konsequentesten ist die transformative Ambition einer Nachhaltigkeitsstrategie aus Überzeugung. Die Liste der Auswirkungen des Klimawandels ist beunruhigend lang und zunehmend für jeden Einzelnen spürbar. Ein Abwarten im Nichtstun ist keine Option mehr. Mit gutem Beispiel voranzugehen, hilft uns allen und schafft zahlreiche neue Best-Cases.  Jede und jeder ist in seinem Aufgabenbereich gefordert, sich zu hinterfragen und Anstöße für Veränderung zu geben. Bei genauer Betrachtung schließt diese Strategie aus Überzeugung sogar alle anderen Ambitionen mit ein und erfüllt diese quasi als Nebeneffekt. Wie können Agenturen ihre Maßnahmen dokumentieren? Hier hilft eine Zertifizierung nach transparent definierten Kriterien und mit einem allgemein anerkannten Prüfsiegel. Leider ist die Anzahl der Zertifizierungen und Standards sehr groß und der Aufwand, sich hierbei einen Überblick zu verschaffen, nicht zu vernachlässigen. Für Agenturen, die ihren eigenen Weg durch den Nachhaltigkeitsdschungel noch suchen, erweist sich der bereits erwähnte „GWA Green Guide“ als sehr hilfreiche Roadmap.

GWA Green Guide

Der GWA Green Guide basiert auf dem Drei-Säulen-Modell. Er liefert eine praxisorientierte Leitlinie zur Umsetzung einer Nachhaltigkeitsstrategie, welche den GWA Mitgliedsagenturen kostenlos zur Verfügung steht.

Fazit

Agenturen, die Nachhaltigkeit in ihre Strategien integrieren, positionieren sich als verantwortungsbewusste Akteure im Markt und sichern sich einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil. Darüber hinaus werden sie attraktiver für potenzielle Mitarbeitende.  Der proaktive Ansatz in Sachen Nachhaltigkeit ist also mehr als eine ethische Verpflichtung. Eine Strategie, die aus eigener Überzeugung geboren und entwickelt wird, ist sowohl effizient in der Implementierung als auch gewinnbringend in ihrer Wirkung. Aber egal, welche der Ambitionen gewählt wird, am Thema Nachhaltigkeit kommt keine Agentur vorbei.

Über den Autor

Michal Wehnelt gehört seit 2012 zum Vorstand der DP-Medsystems AG, einer medizinischen Fachagentur mit Standorten in Germering, München und Leipzig mit rund 120 Mitarbeitenden. Inner halb des Vorstandes kümmert er sich unter anderem um den Bereich Multi-Channel Marketing.