Patient Centricity: Was gilt es zu beachten?
Von gut informierten und kompetenten Patient:innen profitieren alle Beteiligten - auch der Arzt. Die Pharmakommunikation hat hier enormes Potential, kanalspezifisch aufzuklären und den Dialog zu suchen. Worauf es bei Patient Centricity und Patient Empowerment ankommt, verrät Nicolai Nobis, Director Digital bei Brandpepper.
Patient Empowerment: Zugang zu Informationen verschaffen
Pharmaunternehmen können zur Wissensstandserweiterung der Patient:innen und zur Entlastung des Arztes und der Ärztin beitragen. Dieser Trend nennt sich „Qualified Self'. Dahinter verbirgt sich die Idee, dass Pharmaunternehmen und HCPs Patient:innen den Zugang zu Gesundheitsinformationen erleichtern. Ein Beispiel: Die suchmaschinenoptimierte Website für Patient:innen zur Disease Awareness holt die Betroffenen bei ihrer eigenen Recherche ab und informiert sie mittels serviceorientierten Inhalten, die fachlich geprüft sind. Das beugt Falschinformation vor. Auch Shared Decision Making spielt eine wichtige Rolle. Patient:innen entscheiden mit über ihre Therapie. Die Kommunikation muss sich dem anpassen. All dies darf nicht dazu führen, dass HCPs aus der Kommunikation ausgeschlossen werden. Vielmehr sollten sie auf den neuen Patiententypus vorbereitet werden, um weiterhin eine qualitativ hochwertige Versorgung gewährleisten zu können. Informationsmaterialien, die bisher nur für HCP erstellt wurden, sollten auch für die Patient:innen erstellt werden. So wird aus einem Monolog des Arztes ein fruchtbarer Dialog zwischen Behandelndem und Betroffenen. Auch beim Thema Adhärenz gibt es Maßnahmen, die den Arzt entlasten und den Patient:innen mehr Teilhabe erleichtern. Patient Support Programme per Telefon oder App können eine entscheidende Rolle bei der Verbesserung des Behandlungserfolgs und der Steigerung der Patientenbindung spielen, insbesondere bei rezeptpflichtigen Therapien. Durch Erinnerungen an Termine, Bereitstellung von Informationen, bis hin zu interaktiven Therapietagebüchern unterstützen solche Programme die behandelnde Praxis. Obwohl es noch in den Kinderschuhen steckt, wird Künstliche Intelligenz in den kommenden Jahren eine immer größere Rolle bei der Patientenbetreuung und -kommunikation einnehmen.Gute Informationen für erfolgreichen Patient Support
Informationen – ob in Print oder digital – sollten patientengerecht aufbereitet werden. Auf diese Aspekte kommt es dabei an:- Patient:in im Kopf: Der und die Patient:in steht im Mittelpunkt. Es muss nicht jedes Material für ihn oder sie gemacht werden, aber letztlich sollten alle Maßnahmen auf das Ziel einzahlen, Betroffene und Behandler zu überzeugen.
- Zielgruppenspezifische Informationen: Die bereitgestellten Inhalte sollten auf die Bedürfnisse der Zielgruppe eingehen. Dazu gehören die Betroffenen sowie die Angehörigen. Welchen Kenntnisstand haben die Interessenten? An welchem Punkt der Patient Journey stehen sie und was sind die dringendsten Fragen? So werden Menschen schon bei der Eingabe in eine Suchmaschine abgeholt.
- Leicht verständliche Sprache: Informationen sollten auf einem laienverständlichen Sprachniveau sein. Barrierefreiheit und kulturelle Besonderheiten sollten ebenfalls bedacht werden. Diagramme, Infografiken und Videos erleichtern das Verständnis. Motivierende Tonalität führt dabei zu einer besseren Aufnahme der Inhalte.
- Zuverlässigkeit: Klar ist, dass die vermittelten Informationen fachlich richtig und frei von kommerziellen Interessen oder persönlichen Meinungen sein müssen. Die richtige Wahl von Influencern und Experten gehört aber ebenfalls zur Zuverlässigkeit wie die regelmäßige Ergänzung neuer Inhalte auf Websites und in Social Media oder Newsletter.
- Dialog: Die Meinung der Patient:innen ist wichtig, wenn man Inhalte für sie erstellt. Patient:innen wissen sehr genau, was sie wann benötigen oder sich wünschen. Aber allein schon die Möglichkeit, sich mitzuteilen oder mit anderen Betroffenen und Experten zu kommunizieren, verbessert Engagement und Experience der Patient:innen.
- Kanalvielfalt: Jede und jeder Patient:in hat in ihrer und seiner individuellen Patient Journey andere Herangehensweisen und Bedürfnisse. Das gilt auch für die Medien, die sie nutzen. Es sollten alle relevanten Kanäle angeboten werden. Materialien sollten einfach mitgenommen, weitergegeben oder geteilt werden können. Am Ende entscheidet die Zielgruppe über Kanal und Medium.