Sketchnotes können für verschiedene Bereiche im Pharmamarketing interessant sein. Das kunstvolle Zeichnen von Personen ist dazu gar nicht notwendig – Bedingung ist, dass die Abfolge verständlich ist.
Vor ein paar Jahren ist der Begriff Sketchnotes aufgekommen und zu einer Art Trend geworden. Dabei werden visuelle Notizen schon lange in Unternehmen genutzt und können vor allem im Außendienst effektiv eingesetzt werden.
Überall, wo es um die
Interaktion zwischen Menschen geht, funktionieren Sketchnotes. "Ich sage allerdings lieber ‚visuelle Notizen‘, weil das Wort Sketchnotes impliziert, dass man zeichnen können muss und das schreckt viele Menschen ab", sagtViktoria Cvetković,
Visualisierungstrainerin, Online-Unternehmerin, Dozentin in Köln und Düsseldorf und Expertin für visuelle Notizen. Dabei müssen visuelle Notizen überhaupt keine Zeichnungen enthalten, denn das Visuelle daran ist die Struktur - also wie die Inhalte der Notiz zueinander angeordnet sind. Hauptinformationsträger in Sketchnotes bzw. visuellen Notizen ist immer der Text. Verwendet man Bilder, dienen sie als visuelle Anker, die die textliche Information unterstützen und einprägsamer machen. Das ist der sogenannte
Picture Superiority Effect, der bei Wort-Bild-Kombinationen zum Tragen kommt.
"Visuelle Notizen sind für jeden etwas", findet Viktoria Cvetković. Ihrer Meinung nach sind visuelle Notizen im Pharmamarketing besonders für zwei Bereiche interessant: Für den Außendienst, wenn dieser mit Ärztinnen und Ärzten an einem Tisch sitzt und etwas erklärt, etwa die Wirkweise eines neuen Wirkstoffs. Bei der
Vermittlung von Fach- und Hintergrundwissen, sind visuelle Notizen besonders hilfreich. "Dazu braucht man nicht mehr als eine Idee für die Visualisierung, ein Blatt Papier und einen Kugelschreiber", beteuert sie.
Was sind Sketchnotes?
Sketchnotes sind Notizen, die aus Texten, Bilden und/ oder Strukturen bestehen können. In dem Begriff steckt das englische Wort Sketch für ‚Skizze‘ und Note für ‚Notiz'. Sketchnotes werden in der Regel als Alternative zur konventionellen, linearen Mitschrift angefertigt und sind meist nicht linear angelegt. Die Hierarchie der Inhalte wird durch die Art der Visualisierung bestimmt.
Der andere Bereich, in dem sich Sketchnotes hervorragend einsetzen lassen, sind
Präsentationen und Vorträgen auf Events oder Kongressen. Der gängige Weg ist oft, dafür im Internet nach Bildern zu suchen oder einen Fotografen zu engagieren. "Aber es ist viel anschaulicher und auch persönlicher, wenn man selbst Darstellungen erstellt", so Viktoria Cvetković. Man müsse sich nur klarmachen, wie man etwas erklären möchte und beginnt dann zu skizzieren.
Das kunstvolle Zeichnen von Personen ist dazu gar nicht notwendig – es können auch Kästen mit Pfeilen oder dergleichen sein. Bedingung ist, dass es
verständlich in der Abfolge ist. Das kann man vorbereiten, aber während der Präsentation handgemachte Visualisierungen zu erstellen, die technisch eingebunden sind und komplexe Zusammenhänge leicht verständlich erklären, verschafft der vortragenden Person oder dem Pharmaunternehmen schnell viel Aufmerksamkeit.
Mit visuellen Notizen Wertschätzung ausdrücken
Außerdem drückt es
Wertschätzung aus, mit jemandem in eine echte Interaktion zu gehen und im Gespräch Notizen zu erstellen. "Das passiert vor allem, wenn ich mich mit einem leeren Blatt hinsetze und aufnehme, was die andere Person sagt", findet die Visualisierungtrainerin. Außerdem erhalte der Außendienst durch den engen Austausch mit den Ärztinnen und Ärzten wichtige Informationen, die wiederum in das Unternehmen getragen und für die
Weiter- oder Neuentwicklung von Produkten genutzt werden können. Viktoria Cvetković beschreibt die Vorteile so: "Händische Notizen sind häufig schneller erstellt, man kann Themen gruppieren, priorisieren und Bezüge herstellen – das ist eine unglaublich wertschätzende Art zuzuhören."
Viktoria Cvetkovic ist Visualisierungstrainerin, Dozentin und Expertin für visuelle Notizen. © Viktoria Cvetkovic
Damit der Einsatz von Sketchnotes funktioniert, gilt es auf ein paar Dinge zu achten: Die Mitarbeitenden im Außendienst müssen sich vor dem Gespräch mit den Ärztinnen und Ärzten überlegen, wer ihnen gegenübersitzt, wie viel Vorwissen vorhanden ist und auch, wie viel Zeit der Arzt oder die Ärztin hat. Die Kernbotschaften sollten klar sein und auch eine Idee, wie diese
leicht verständlich rübergebracht werden können. Hier gilt das Motto: Wenn man es nicht einfach erklären kann, hat man es nicht gut genug verstanden. "Wird dann gezeichnet, erreicht man die Aufmerksamkeit des Gegenübers auf eine ganz andere Art. Menschen sind fasziniert, wenn sie Dinge im Entstehen beobachten", erklärt Viktoria Cvetković.
Eine gute
Vorbereitung ist wichtig, denn wenn das Gegenüber nicht nachvollziehen kann, was man sich bei den vorbereiteten Notizen gedacht hat, wird es schwierig. Darum ist es ratsam, das Thema für sich vorzubereiten und es später in der Kommunikation mit dem Gesprächspartner oder der Gesprächspartnerin aufzuzeichnen. So kann die andere Person immer wieder eingreifen, Nachfragen stellen oder Anmerkungen machen, die sofort aufgegriffen werden können. Auf diese Weise prägen sich die vermittelten Inhalte eher ein und die Gesprächspartner kommen auf eine tiefere Dialogebene.
Das Unerwartete kann erfrischend sein
Die Pharmabranche ist eher konservativ. Es kann daher sein, dass allzu verspielte Motive nicht gut ankommen. Viktoria Cvetković verweist besonders auf Haftungsfragen oder Zulassungsverfahren, bei denen das der Fall sein kann. Hier ist der Rahmen stark reglementiert und das wirkt sich möglicherweise auf die visuellen Notizen aus. Dennoch würde die Visualisierungstrainerin nicht grundsätzlich davon abraten. Zwar sei es schon so, dass in konservativ geprägten Branchen bestimmte Sachen wie
verspielte Darstellungen nicht so gut gehen. Andererseits habe sie selbst schon die Erfahrung gemacht, dass es ganz erfrischend sein kann, unerwartete Visualisierungen zu präsentieren. "Es geht darum, eine Geschichte zu erzählen. Damit kann ich ja auch sehr rationale Inhalte präsentieren. Insofern kommt es auch immer auf den eigenen Typ an, um zu entscheiden, was funktioniert und was nicht. Man muss nur dahinterstehen, dann funktioniert auch eine verspieltere Darstellung."