Von Patienten-Support-Programmen können sowohl Patient:innen als auch Pharmafirmen profitieren. Doch es gilt, sich an strenge Vorgaben zu halten, damit die Programme nicht rechtlichen Fallstricken zum Opfer fallen und ethisch angemessen bleiben.

Was sind Patienten-Support-Programme?

Patienten-Support-Programme (PSP) von Pharmaunternehmen sollen der Unterstützung von Patient:innen, insbesondere solchen mit chronischen Erkrankungen, dienen und können die Therapietreue verbessern. Die Ausgestaltung eines solchen Programms kann sehr unterschiedlich sein. So können die Unternehmen Patient:innen beispielsweise mit Informationen zum Krankheitsbild und zu Therapiemöglichkeiten versorgen. Die Information von Betroffenen durch klassische Medien wie Zeitschriften, Newsletter, Infoflyer mit Hinweisen zur therapieunterstützenden Lebensführung u.v.m. gibt es schon lange. PSP zeichnen sich inzwischen durch eine hohe Individualisierbarkeit aus. Das liegt vor allem daran, dass Pharmafirmen in den letzten Jahren verstärkt auf digitale Kanäle setzen und damit sowohl Patient:innen als auch Behandler:innen erreichen. In passwort-geschützen Bereichen können sich z.B. letztere über neueste Erkenntnisse in Bezug auf die Erkrankungen informieren. Erkrankte erhalten auf digitalem Weg Betreuung durch Fachpersonal, Adressen von Selbsthilfegruppen und können an Programmen zur Therapiebegleitung wie z.B. Erinnerungshilfen für die Medikamentenanwendung teilnehmen. Auch die Einrichtung von Hotlines, Foren oder Expertenchats werden von den Unternehmen angeboten.

Welche Vorteile haben Patienten-Support-Programme für Patient:innen?

Bei allen Aktivitäten bringen die Hersteller von Medikamenten ihre Sachkompetenz ein, daher können sie Patient:innen die spezifischen Charakteristika und Eigenschaften eines von ihnen hergestellten Medikamentes gut vermitteln. Zudem stärken die Programme die Bindung zwischen Patient:innen und Behandlungsmethoden. Hinzu kommt, dass es oft negative Folgen für die Gesundheit besonders chronisch kranker Patient:innen hat, wenn diese ihre Therapiepläne, und speziell die Medikamenteneinnahme, nicht konsequent befolgen. Zudem belastet dies das Gesundheitssystem durch höhere Kosten. Um dem entgegenzuwirken, haben PSP sich als nützlich erwiesen.

Für wen sind Patienten-Support-Programme (PSP) besonders geeignet?

PSP sind speziell entwickelte Programme von Pharma- und Healthcare-Unternehmen, die darauf abzielen, Patient:innen bei der Bewältigung ihrer Krankheiten und der damit verbundenen Therapien zu unterstützen. Diese Programme sind besonders für chronisch Kranke und Patient:innen mit komplexen Therapieregimen gedacht. Durch gezieltes Patient Empowerment, individuelle Betreuung und fachkundige Beratung sollen die Therapietreue gefördert und Therapieabbrüche vermindert werden. PSP sind gesetzlich nicht ausdrücklich geregelt. Eine Definition findet sich jedoch in der „Guideline on Good pharmacovigilance practices” der europäischen Arzneimittel-Agentur EMA. Darin heißt es: „A patient support programme is an organised system where a marketing authorisation holder receives and collects information relating to the use of its medicinal products.”

Welche Vorteile haben Patienten-Support-Programme für Pharmaunternehmen?

Auch die Pharmafirmen profitieren von den Programmen. PSP eröffnen ihnen die Möglichkeit, sich positiv in die Gesundheitsversorgung einzubringen und medizinisches Fachpersonal zu entlasten, wenn diese beispielsweise viele Informationsgespräche nicht mehr führen müssen. Darüber hinaus bieten sie jedoch auch eine Marketingchance, indem sie die eigene Markenwahrnehmung positiv beeinflussen. Nicht zuletzt erhalten die Pharmafirmen wertvolle Rückmeldungen von Patient:innen darüber, wie diese mit ihrer Krankheit umgehen, auf die Therapie ansprechen und ob bei ihnen unerwünschte Ereignisse aufgetreten sind. Das Sammeln und die Analyse dieser Aspekte ermöglicht es den Firmen, das Nutzen-Risiko-Profil ihrer Produkte regelmäßig auf den neuesten Stand zu bringen und zu kontrollieren.

Welche rechtlichen Aspekte gibt es bei Patienten-Support-Programmen?

Grundsätzlich zielen solche Programme darauf ab, die Einhaltung der Therapie durch Patient:innen zu verbessern, dadurch die Gesundheitsergebnisse zu optimieren – bei einer gleichzeitigen Reduktion der Versorgungskosten. Weil jedoch bei solchen Maßnahmen private Anbieter – und im besonderen Pharmaunternehmen – auch im eigenen Interesse handeln, müssen die Firmen sorgfältig navigieren, um rechtliche Fallstricke vermeiden. Denn der Gesundheitssektor hat strenge Vorschriften hinsichtlich Werbung und Patientenbeeinflussung. In der Vergangenheit gab es immer wieder Fälle, in denen die rechtliche Zulässigkeit solcher Programme nicht eindeutig war. Daher muss jeder Einzelfall gesondert betrachtet werden, sollten Zweifel aufkommen. Die rechtliche Einordnung hängt stark von der konkreten Ausgestaltung des jeweiligen Programms ab. Dabei muss etwa geklärt werden, ob das jeweilige Programm unzulässige Werbegaben oder einen Verstoß gegen das Korruptionsstrafrecht darstellt. Neben strafrechtlichen Risiken müssen darüber hinaus sozialrechtliche Verbote der unzulässigen Zusammenarbeit zwischen Leistungserbringern und Vertragsärzt:innen sowie datenschutzrechtliche Bestimmungen bei der Verarbeitung personenbezogener Gesundheitsdaten beachtet werden.

Fazit

Patienten-Support-Programme (PSP) bieten eine wichtige Unterstützung für Patient:innen, insbesondere für chronisch Kranke, indem sie Informationsbereitstellung und individuelle Betreuung verbessern, was die Therapietreue und damit die Gesundheitsergebnisse steigern kann. Für Pharmaunternehmen ergeben sich neben der Möglichkeit, positiv zur Patientenversorgung beizutragen, auch Marketingvorteile und wertvolle Einblicke in die Patientenerfahrung. Jedoch erfordert die Implementierung solcher Programme eine sorgfältige Prüfung der rechtlichen Herausforderungen, um die Konformität mit strengen Gesundheitssektorregulierungen zu gewährleisten.