Widmungstage im Healthcare-Marketing: Ohne Fleiß kein Preis

Gesundheitstage können im Healthcare Marketing ein mächtiges Kommunikationstool sein. Ein Selbstläufer aber sind sie nicht. Nicole Foryta, Junior Account Manager, und Kai Karges, Junior Consultant PR bei PINK CARROTS, verraten, wie sich das Potenzial von Widmungstagen in der Gesundheitskommunikation entfalten kann.

Vom Weltfrauentag bis zum Tag der Pizza – im Alltag begegnen uns die unterschiedlichsten Widmungstage. Es scheint kaum ein Thema ohne Aktionstag zu geben. Auch im Healthcare-Bereich gibt es zahlreiche Gesundheitstage, die auf Krankheiten und Prävention aufmerksam machen sollen. Doch wie viele davon bleiben im Gedächtnis? Warum erzielen Tage wie der Weltbrustkrebstag (01. Oktober) große Aufmerksamkeit, während beispielsweise der Tag der Seltenen Erkrankungen (28. Februar) weniger wahrgenommen wird? Und was heißt das für die Kommunikation? Die Frage stellt sich, ob und wann Widmungstage im Gesundheitsmarketing Potenzial haben.

Gesundheitstage: Wichtig, aber es gibt ein Problem

Spoiler: Sie haben Potential. Gesundheitstage spielen im Healthcare-Bereich sogar eine zentrale Rolle: Sie schaffen Aufmerksamkeit für Prävention, Solidarität und den Dialog über Krankheiten. Für Unternehmen und Organisationen in der Gesundheits-Branche bieten sie die Möglichkeit, ihr Engagement gezielt zu kommunizieren und Kampagnen zu planen.

Das Problem: Die schiere Masse an Gesundheitstagen – allein die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) listet knapp 150 Gesundheitstage – führt dazu, dass viele dieser Tage in der Wahrnehmung untergehen. Oft fehlt es an einer klaren Botschaft, einer emotionalen Ansprache oder aktivierenden Elementen, die nachhaltig Aufmerksamkeit generieren. Für interessierte Unternehmen bringt das die Herausforderung mit, über die reine Teilnahme hinauszugehen und mit durchdachten Kampagnen echte Wirkung zu erzielen.

Erfolgreiche Tage versus Schatten im Kalender

Erfolgreiche Gesundheitstage wie der Welt-Alzheimer-Tag (21. September) behandeln Themen, die viele Menschen emotional berühren. Sie betreffen häufig Krankheiten, die weit verbreitet sind und oftmals persönliche Erfahrungen oder Verbindungen zu Angehörigen und Freunden mit sich bringen. Diese Tage lassen sich kommunikativ nutzen für einfache, barrierefreie Mitmachaktionen, die Aufmerksamkeit erregen und sich leicht in sozialen Medien teilen lassen.

Einige Beispiele:

• Bei der #Bademantelchallenge am Welt-Alzheimer-Tag trugen Menschen an Orten wie in der U-Bahn oder im Fitnessstudio einen Bademantel, um das Gefühl von Verlorenheit und Vergesslichkeit bei Alzheimer zu visualisieren. Die Aktion sorgte für Gesprächsstoff, war leicht teilbar und erzeugte Aufmerksamkeit.
• Beim Welt-AIDS-Tag formten 2007 rund 3.500 Menschen in Frankfurt die größte menschliche AIDS-Schleife, um ein starkes Zeichen der Solidarität zu setzen.
• Zum Weltblutspendetag (14. Juni) beteiligten sich 2018 Unternehmen wie Google, Coca-Cola und BMW an der Missing Type-Kampagne, indem sie die Buchstaben A, B und O, die Bezeichnungen der Blutgruppen, aus ihren Logos entfernten. Diese symbolische Aktion machte weltweit auf die Bedeutung von Blutspenden und den Mangel an Spendern aufmerksam.
• Im Gegensatz dazu bleibt der Tag der Seltenen Erkrankungen (28. Februar) weitgehend unsichtbar. Die Fokussierung auf viele Erkrankungen gleichzeitig macht ihn unspezifisch. Es fehlt an emotionaler Ansprache und öffentlichkeitswirksamen Aktionen. Betroffene werden thematisch oft nicht ausreichend abgeholt, da ihre individuelle Erkrankung keine sichtbare Bühne erhält.

Gesundheitstage strategisch nutzen. Aber wie?

Um Gesundheitstage erfolgreich einzusetzen, sollten Unternehmen klare Strategien und Maßnahmen definieren. Soll Awareness geschaffen, Community-Building gefördert, sollen Spenden generiert oder Prävention hervorgehoben werden?

Diese strategischen Überlegungen helfen nicht nur bei der Planung, sondern machen den Erfolg der Kampagne messbar.

• Eignung für das Unternehmen prüfen
  Es ist entscheidend zu prüfen, ob der Gesundheitstag zum Unternehmen passt. Besteht bereits eine Verbindung zur Zielgruppe, oder muss diese erst aufgebaut werden? Emotional aufgeladene Themen erzeugen dabei besonders viel Aufmerksamkeit.
• Emotionale Ansprache entwickeln
  Erfolgreiche Kampagnen setzen auf emotionale Geschichten oder kreative Handlungen. Mitmachaktionen wie Social-Media-Challenges oder Symbole wie die pinkfarbene Schleife beim Weltbrustkrebstag können Reichweite und Engagement steigern.
• Kommunikationskanäle gezielt nutzen
  Eine Multi-Channel-Strategie, die Social Media, Events und Newsletter kombiniert, sorgt für maximale Sichtbarkeit. Kreative Visuals und einprägsame Symbole erhöhen die Wiedererkennung.
• Informationsbedarf analysieren
  Unternehmen sollten den Informationsbedarf der Zielgruppe analysieren: Gibt es Wissenslücken, die geschlossen werden können? Themen mit hohem Aufklärungsbedarf bieten oft großes Potenzial für nachhaltige Aufmerksamkeit.

Das Wichtigste auf einen Blick: Schlüssel zum Erfolg

Widmungstage im Healthcare-Bereich sind ein mächtiges Kommunikationsinstrument – wenn sie mit durchdachten Strategien genutzt werden. Emotionale Themen, klare Botschaften und aktivierende Mitmachaktionen sind die Schlüssel zum Erfolg. Gleichzeitig sollte die Entscheidung für oder gegen die Teilnahme an einem Gesundheitstag immer kritisch geprüft werden: Passt das Thema zum Unternehmen? Gibt es Potenzial für echte Wirkung?

Dabei sollte auch bedacht werden, dass an etablierten Gesundheitstagen wie dem Weltkrebstag oder dem Welt-AIDS-Tag die Aufmerksamkeit durch zahlreiche Kampagnen stark verteilt ist. Die Herausforderung besteht darin, mit einer klaren und kreativen Strategie herauszustechen und dennoch authentisch zu bleiben.

Wenn diese Aspekte berücksichtigt werden, bieten Gesundheitstage eine hervorragende Plattform, um Awareness zu schaffen, Dialoge anzustoßen und Solidarität zu fördern.