Niklas Kurz, WEFRA LIFE: „Wir wollen Wissen vernetzen”
Die auf Healthcare-Werbung spezialisierte WEFRA LIFE hat die PR-Agentur Dorothea Küsters übernommen. Im Interview spricht WEFRA-COO Niklas Kurz über die strategischen Hintergründe und welche Zukunftsperspektiven sich durch die Übernahme für beide Agenturen eröffnen.
- Warum WEFRA LIFE die Dorothea Küsters Life Science Communications übernommen hat
- Welche Herausforderungen dabei auf Niklas Kurz und sein Team zukommen,
- Was Blumen damit zu tun haben,
- Ob die Übernahme auch neue Dienstleistungen mit sich bringen wird
- Welche Pläne Niklas Kurz für die Zukunft der Agentur hat
Dorothea Küsters Life Science Communications (DK)
Dorothea Küsters Life Science Communications (DK) ist eine auf Gesundheitskommunikation spezialisierte PR-Agentur mit Sitz in Frankfurt. 1993 gründete die Namensgeberin Dorothea Küsters das Unternehmen. Nach über 40 Jahren in der PR-Branche ging sie im Sommer 2023 in den Ruhestand. Das Management-Team der Agentur – Dirk Fischer für OTC und Social Media, Bettina Sieber für die Kommunikation von verschreibungspflichtigen Medikamenten und Dr. Monika Vogt für Medical Education – wird laut Unternehmen auch nach der Übernahme durch WEFRA LIFE das operative Geschäft wie gewohnt weiterführen.Health Relations: Herr Kurz, seit der Übernahme von Dorothea Küsters Life Science Communications (DK) sind ein paar Monate vergangen. Wie funktioniert die Integration der neuen Agentur unter dem Dach von WEFRA LIFE?
Niklas Kurz: Wir haben das noch nicht so oft gemacht und gehen deshalb langsam voran, Schritt für Schritt. Das DK-Team bleibt selbstständig und die Markenpositionierung unabhängig von der WEFRA LIFE. Viele Prozesse laufen weiter wie bisher – das finden sowohl die Mitarbeitenden als auch die Kundschaft gut.
Aktuell bringen wir unsere Managed Services ein, professionalisieren den HR-Bereich und setzen die neuen Gesetzgebungen zur Zeiterfassung um. Wir werden unsere IT integrieren und zum Beispiel Microsoft-Teams-Lizenzen zusammenlegen. Backoffice, Buchhaltung, Controlling – all das findet gerade im Hintergrund statt.
"Auch die menschliche Seite zählt."Was aber auch zählt, ist die menschliche Seite: Das Team, das wir bei DK kennenlernen durften, ist sehr seniorig, sehr loyal, sehr gut im Thema, in der Branche vernetzt und stabil. Eine super Ergänzung für uns. Das gilt übrigens auch andersherum: Der Prozess war ja nicht nur eine Übernahme von DK durch uns, sondern auch ein Auswahlprozess in die andere Richtung. Dorothea Küsters und die drei Directors der Agentur haben Synergien zu uns als Agentur und unserem Angebot gesehen. Auch dass wir familiengeführt und unabhängig sind, hat eine Rolle gespielt. Health Relations: Was sind dabei Herausforderungen und wie gehen Sie sie an?
Niklas Kurz: Die WEFRA LIFE hat gerade ihr 90-jähriges Bestehen gefeiert, DK wird im Oktober 30. Beide Unternehmen blicken also auf eine lange Geschichte und Kultur – das gilt es zu berücksichtigen. Als herausfordernd empfinde ich es, auf der einen Seite die Kultur bei DK wertzuschätzen und auf der anderen Seite auch Veränderungen umzusetzen. Da gilt es behutsam zu sein, damit alle sich abgeholt fühlen.
Health Relations: Was macht diese besondere DK-Kultur denn zum Beispiel aus?
Health Relations: Blumen?
Niklas Kurz: Ja, bei DK gibt es zu vielen Anlässen Blumen geschenkt. Für erfolgreiche Pressekonferenzen, zum ersten Arbeitstag, zum Geburtstag. Das finde ich sehr schön. An solchen vermeintlich kleinen Gesten merkt man, worauf Dorothea Küsters bei der Leitung ihrer Agentur Wert gelegt hat. Das gilt es nun weiterzutransportieren.
Health Relations: Können Sie eine Veränderung nennen, die Sie in 2024 umsetzen möchten?
Niklas Kurz: Ein Ziel für 2024 ist es, für DK eine noch klarere, strategische und zukunftsorientierte Ausrichtung zu finden. Sie soll mit unserer Healthcare-Agentur-Ausrichtung zusammenpassen, aber auch unabhängig sein. DK hat mit dem Lebenswerk von Dorothea Küsters eine große Legacy. Dieses Erbe fortzuführen, unabhängig, aber doch mit Referenz zur WEFRA LIFE – das ist Herausforderung und Ziel zugleich.
Health Relations: Werden Sie neue Dienstleistungen oder Angebote durch die Fusion anbieten?
Niklas Kurz: Vor allem werden wir die Synergien ausweiten. Wir wollen Wissen vernetzen. Und unseren Kunden auf dieser Basis ein breiteres Spektrum an Leistungen anbieten. Zum Beispiel kann DK für unsere Kunden CMEs schreiben oder professionelle Education-Angebote aufstellen. Wir wiederum können etwa unser Mediaplanungswissen oder Chanel-Insights aus der Media-Verlagswelt einbringen. Das hilft DK, die Gespräche mit den Medien besser zu steuern.
"Das ist das Positive an inhabergeführten Unternehmen: kurze Wege zum Entscheider."
Health Relations: Im Oktober 2022 haben Sie die Rolle als COO von WEFRA LIFE übernommen, nun sind Sie zusätzlich Geschäftsführer der neu übernommenen Agentur. Worin bestehen Ihre Aufgaben und wie vereinbaren Sie beide Rollen im Tagesgeschäft?
Niklas Kurz: Ich bin der Ansprechpartner, zu dem man gehen kann, um Dinge zu entscheiden. Das ist das Positive an inhabergeführten Unternehmen: kurze Wege zum Entscheider. Das ist meine Hauptrolle bei DK genauso wie in der WEFRA LIFE Gruppe, beides geht gut zusammen.
Das Geschäft bei DK läuft sehr stabil, dank der großen Expertise im Bestandsteam. Aktuell bin ich mindestens einmal die Woche in Bockenheim. Ich will das Team kennenlernen, unser Media-Team dort vorstellen, einen Austausch schaffen. Ich halte die Fäden zusammen und will die Teams empowern. Der Personalhaushalt soll funktionieren, die Mitarbeitenden sollen sich wohlfühlen und ihre Arbeit bestmöglich machen. Sie sollen gern ins Büro kommen.
Health Relations: Was empfinden Sie als die derzeit größten kommunikativen Herausforderungen im Healthcare- und Pharmamarketing?
Niklas Kurz: Eine Hauptherausforderung der Branche ist aktuell sicher das Thema Internationalisierung. Mit Blick auf den Markt sehen wir, dass verstärkt globale Netzwerke mit eigenen, Healthcare-fokussierten Kundenteams auf den deutschen Markt drängen. Große Pitches werden europäisch ausgeschrieben und gewonnen. Das ist keine rein kommunikative Herausforderung, aber sie schlägt sich auf Fragen der Kommunikation nieder. Wir als WEFRA LIFE wollen diesem Kundenbedürfnis entsprechen und gleichzeitig unsere Identität als unabhängiges, inhabergeführtes Unternehmen wahren. Wir müssen eine Lösung finden, die zu uns passt. Health Relations: Wie könnte eine solche Lösung aussehen? Niklas Kurz: Ich denke zum Beispiel an Kooperationen mit anderen Dienstleistern, um künftig weitere Märkte bedienen zu können. Mit solchen gemeinsamen Projekten in unserem Netzwerk machen wir bereits heute sehr gute Erfahrungen.Health Relations: Wie nähern Sie sich dem KI-Thema?
Niklas Kurz: Angefangen haben wir mit internen Prozessen, ganz banal in der Buchhaltung. Eine KI erfasst unsere Eingangsrechnungen, spielt sie automatisch in die EDV ein. Das spart einen Haufen Zeit und Aufwände. Solche internen Use Cases sind super, um zu lernen, was geht und was nicht.
Für die viel besprochenen Tools wie Midjourney und ChatGPT haben wir eine Policy aufgestellt: eine interne Haltung, wie wir damit umgehen, was man umsetzen kann und was nicht, wo Rücksprache nötig ist etc. Das ist eine wichtige Basis. Wir haben ein multidisziplinäres Team mit Leuten aus dem PR-, Art- und Content-Bereich, das sich konstant mit den neuen KI-Möglichkeiten beschäftigt und für unsere Kunden schaut, was möglich ist.
Health Relations: Welche Zukunftspläne verfolgen Sie als Agentur?
Niklas Kurz: Wir wollen uns kreativ noch stärker finden und mehr Synergien in Richtung Media-Handling und Digitales schaffen. Ein Beispiel: Wir wollen neue Standards in Sachen Kampagnen-Tracking umsetzen. Ganz konkret arbeiten wir an einem neuen Media-Dashboard. Aktuell verbringen zwei unserer Leute noch den Großteil ihrer Arbeit damit, Excel-Reportings zu strukturieren. Das möchten wir automatisieren.
Der Plan ist, unseren Kunden ihr Kampagnen-Tracking über ein Dashboard zur Verfügung zu stellen oder über einen Datastream – also in Form von Rohdaten, die sie in ihre eigenen Tools integrieren können. Diese Automatisierung wird beiden Seiten viel Arbeit ersparen. Das bedeutet aktuell vor allem viel Kommunikation: nicht nur mit Publishern und Verlagen, sondern auch in Richtung unserer Kunden. Neue Technologien wollen erklärt werden.