Heinrich Moisa, Novartis Deutschland: „Ich war schon immer energiegeladen“
Novartis gearbeitet. Er war unter anderem Business Unit Head Oncology in Norwegen, General Manager Oncology in Schweden oder Country President und General Manager Oncology in den Niederlanden. Im Mai 2019 hat er zunächst die Funktion als General Manager Oncology übernommen, dann, im April 2020, wurde er Country President bei Novartis Deutschland. Das Unternehmen habe ihm viele Chancen geboten, beantwortet er die Frage, wie der Pharmakonzern, der nach eigenen Angaben mit zehn Standorten zu den größten in Deutschland zählt, ihn über so einen langen Zeitraum gehalten hat. „Ich habe hier stets mit tollen, inspirierenden Menschen arbeiten können. Und natürlich ist es auch die Mission, die mich begeistert. Unsere Therapien können die Leben von Patienten verändern, können Leben retten, verbessern. Ich fühle mich in meiner Funktion, in diesem Unternehmen sowie in der gesamten Branche pudelwohl.“
So zielgerichtet sein Werdegang wirkt, so wenig geplant war er zu Beginn. Von Haus aus ist Moisa studierter BWLer. „Ich dachte, ich mache nach Studienende irgendetwas in der Beratung oder in der Automobilbranche.“ Dann aber klopfte ein Biotech-Unternehmen in München bei ihm an, das auf der Suche nach einem Controller war. „Ich kam da rein und spürte die Elektrizität in der Luft. Ich hatte damals kein wirkliches Verständnis, was sie machen, spürte aber die Energie und Begeisterung. Dieses „Virus“ hat mich im positiven Sinne erfasst. Dagegen gibt es auch kein Vakzin.“ Mit dem Wechsel zu Novartis nahmen das Schicksal und die Karriere Heinrich Moisas ihren Lauf. Der Onkologie bleibt er bis heute treu, schnell übernahm er international Führungspositionen. „Ich war schon immer reiselustig und habe eine Frau gefunden, die das auch war. Neues zu entdecken ist mir und uns wichtig. Beruflich wie privat.“ Dass er mit seiner Familie jetzt wieder in Deutschland, in Nürnberg, stationiert ist, passt wunderbar in seinen Lebensplan. Drei Kinder zwischen 8 und 17 Jahren hat er. „Die müssen erst einmal durchs Abitur.“
„Enthusiasm and loudest laugh ever“ steht auf einer Word-Cloud-Tafel, die in Heinrich Moisas Büro hängt. Ein Abschiedsgeschenk der Kolleginnen und Kollegen in den Niederlanden. Er lacht laut auf, während er die Geschichte dieses Bildes erzählt. „Ich war schon immer energiegeladen. Und auch wenn meine Kinder mich haben gelassener werden lassen, wirklich ruhiger bin ich nicht geworden.“ 47 Jahre alt ist Heinrich Moisa, mehr als 13 Jahre seiner Karriere hat er bei Sixpack. 6 Fragen, 6 Antworten
Entscheidungen: Kopf oder Bauch? Beides. Ich höre aber sehr stark auf meinen Bauch. Wenn ich den nicht verstehe, treffe ich keine Entscheidung, bis der Kopf den Bauch versteht. Schreibtisch: Aufgeräumt oder Clean Desk? Penibel aufgeräumt. Messenger: Sprach- oder Textnachricht? Eher Text. Reise: Berge oder Meer? Beides, so weit es dort angenehm kühl ist. Ich bin ein Nordmensch. Lesen: digital oder analog? Analog. Früher Vogel oder Nachteule? Früher Vogel – dank grauer Haare und der Kinder. Aber das war nicht immer so. Vielleicht kommt die Nachteule ja irgendwann wieder, wenn die Kinder groß sind.„Wir können viel Zeit gewinnen, wenn wir Datenbanken mit freiwilligen Datenspenden, bei denen Patienten voll über ihre anonymisierten Daten bestimmen, nutzen und damit Hypothesen entsprechend schnell testen können."Langweile kommt bei ihm nicht auf. Im Gegenteil. Die Herausforderungen, denen die Branche gegenüber steht, sind groß. Stichwort Digitalisierung. „Wie können wir für unseren medizinischen Versorgungsauftrag digitale Kanäle besser nutzen? Wie können wir neue Konzepte für digitale Anwendungen entwickeln? Da sind wir noch ganz am Anfang.“ Der Digital Innovation Hub Biome, der vor einigen Monaten in Deutschland an den Start gegangen ist, soll genau hier ansetzen. „Wie können wir Kollaborationen eingehen, wie können wir mit gestalten? Das sind die Fragen, die uns antreiben.“ Gerade die COVID-19-Pandemie hätte gezeigt, welchen Stellenwert Digitalisierung hat. „Es wäre gut, wenn wir den Speed, den das Virus in der Forschung und Entwicklung freigelegt hat, mitnehmen würden.“ Dazu brauche es Daten. „Wir können viel Zeit gewinnen, wenn wir Datenbanken mit freiwilligen Datenspenden, bei denen Patienten voll über ihre anonymisierten Daten bestimmen, nutzen und damit Hypothesen entsprechend schnell testen können. Ich bin nicht der Meinung, dass der Datenschutz aufgeweicht werden sollte. Aber wir brauchen mehr Mut, um Krankheiten zu heilen.“
„Ich wurde so erzogen: Du bist was du bist, mach’ was draus.“Heinrich Moisa ist einer, der ungern still steht. Dass vieles in der Medikamentenforschung und -entwicklung seine Zeit brauche, würde manchmal an ihm zehren. Aber das müsse so sein, das müsse man aushalten. Er mag die Spannung, wenn neue Studiendaten hereinkommen, wenn die Zahlen gut sind, neue Durchbrüche ankündigen. Im Idealfall. „Das ist vergleichbar mit einem 11 Meter im Fußball: Mal gewinnst du, mal verlierst du. Nämlich dann, wenn das Medikament nicht zugelassen wird, wenn die Zahlen nicht für dich sprechen. Das sind harte Momente, in denen es auch um die eigene Existenz geht.“ Alles hat eben seine Schattenseiten. Er kann diese kompensieren, meditiert, fährt Rad oder läuft. Sportliche und intellektuelle Aufgaben motivieren ihn. „Ich wurde so erzogen: Du bist, was du bist, mach’ was draus.“ 2021 hat er sich zum Ziel gesetzt, mehr Zeit zu blocken, um neue Dinge auch jenseits des Jobs zu lernen. Zum Beispiel Kitesurfen mit seiner Tochter. Der Faszination für die medizinische Forschung aber tut das keinen Abbruch. „Diese Industrie hat sehr viel zu geben. Dafür möchte ich werben.“