Seit Oktober 2022 ist Dr. Sabine Koken Geschäftsführerin von Galapagos Deutschland. Was sie in das junge Biopharma-Unternehmen zieht und bei welchen Themen sie Redebedarf in der Healthcare-Branche sieht, hat sie Health Relations in diesem Who’s who verraten.
„Wir sind alle Make it Happeners", sagt Sabine Koken. Wenn die gebürtige Niederländerin auch gut Deutsch spricht, so trifft dieser Ausdruck die Unternehmenskultur von Galapagos und ihr eigenes Mindset in ihren Augen ziemlich gut. Denn im Grunde heißt das für sie nichts anderes als: Wir packen alle mit an, bringen Sachen voran und jede:r Einzelne ist wichtig.
„Genau das hat und braucht man in einem so jungen Unternehmen wie Galapagos“, erzählt die Geschäftsführerin des deutschen Standorts. Vieles sei hier möglich, gearbeitet wird komplett agil. Denn der Vertrieb befindet sich immer noch im Aufbau.
Vor vier Jahren erst eröffnete das belgische Biopharma-Unternehmen die Niederlassung in München. Damals war Galapagos ein reines Forschungsunternehmen. Strukturen, Prozesse, Mitarbeitende, um das damals neu zugelassene Arzneimittel am deutschen Markt einzuführen – all das fehlte. Heute ist das Unternehmen bereits ein großes Stück weiter und Sabine Koken steuert seit Anfang Oktober die noch jungen Abteilungen Vertrieb, Marketing und Kundenbetreuung für den hiesigen Markt. Zuvor war sie bereits einige Monate interimistisch in dieser Position aktiv.
„Ich mag das – dieses Pioneering“, sagt die studierte Biologin. Und man glaubt es ihr sofort. Schon ein Blick auf ihr LinkedIn-Profil verrät ihr Lebensmotto. Handschriftlich im Hintergrund ranken dort die Worte „If it doesn’t happen, make it happen.“ Sie wirkt zupackend, offen, dynamisch – arbeitet strategisch und operativ, immer auf Augenhöhe – das ist ihr wichtig. In einem
Start-up mit 90 Mitarbeitenden sei das auch nicht anders möglich, sagt sie.
„Meine Tür und mein Computer sind immer offen. Man kann mich alles fragen. Ich habe keine Tabus und bin auch selbst sehr transparent in alle Richtungen.“
In ihren 25 Jahren Branchenerfahrung hat die gebürtige Kerkraderin auch große Pharmaunternehmen durchlaufen. „Klar, dort sammelt man viel Erfahrung, hat mit verschiedensten Produkten zu tun und bekommt auch öfter mal die Möglichkeit, Aufgabe oder Position zu wechseln“, sagt sie. Aber letztendlich „ist man doch nur eine Nummer“, so die Geschäftsführerin.
Bei Galapagos sei das anders. Hier komme es auf jeden an. Ob sie in diesem Modell an der Spitze steht, scheint zweitrangig für die General Managerin. „Ich habe andere Aufgaben als ein Außendienstmitarbeiter, aber für das Vorankommen unseres Unternehmens sind wir alle gleich wichtig“, erklärt sie.
Hört sich nach
moderner Führungskultur an. Sieht sie sich selbst auch so? „Ja absolut. Meine Tür und mein Computer sind immer offen. Man kann mich alles fragen. Ich habe keine Tabus und bin auch selbst sehr transparent in alle Richtungen.“
Das funktioniert für die promovierte Biologin allerdings alles nur, solange sie selbst glücklich in ihrem Job ist. „Ich kann nur so positiv und motiviert sein, wenn ich Spaß habe bei dem, was ich tue – das ist beruflich so, und das ist auch privat so“, sagt sie.
Sixpack. 6 Fragen, 6 Antworten
Wer gibt den Ausschlag? Kopf oder Bauch? Bauch, manchmal Kopf.
Tee oder Kaffee? Am Morgen Kaffee. Ich kann nichts ohne eine Tasse Kaffee am Morgen. Später kann es auch Tee sein.
Ihr nächster Urlaub: Meer oder Berge? Beides. Eine Woche Berge in Italien und dann zwei Wochen Meer.
Wochenendgestaltung: Action oder Entspannen? Entspannen
Sicherheit oder Risiko? Risiko. Wenn man etwas ändern möchte, muss man manchmal aufs Risiko gehen.
Filme: Comedy oder Thriller? Comedy
Dieses „Brennen“ für eine Sache möchte sie auch auf ihre Mitarbeitenden übertragen. Denn: Positivismus und Teamgefühl sind für sie das Fundament für den Unternehmenserfolg – gerade nach einem Geschäftsführerwechsel, wie ihn Galapagos vergangenen Sommer erlebt hat. „Wenn ein CEO das Unternehmen verlässt, dann ist das immer mit einer gewissen Unsicherheit verbunden. Besonders bei einem so jungen Unternehmen.“ Vertrauen und Stolz in den eigenen Arbeitgeber zu festigen, das ist ihr daher eine Herzensangelegenheit.
Vom einsamen Labor in die Pharmabranche
Teil eines guten Teams zu sein und mit Menschen zusammenzuarbeiten, das war schon mit Anfang 20 ihr Wunsch. Nach ihrem Biologie-Studium promovierte Sabine Koken an der Universität in Amsterdam in Virologie und war anschließend
als Postdoc in der AIDS-Forschung tätig. Eine Zeit, die sie stark berührt hat, wie sie selbst sagt. Zwei wichtige Erkenntnisse hat sie hier für ihren Lebensweg mitgenommen:
Zum einen habe die AIDS-Forschung ihr gezeigt, wie schnell man in der Medizin etwas erreichen und positiv verändern kann. Damit wuchs der Wunsch, zu einer
besseren Patientenversorgung beitragen zu wollen. Auf der anderen Seite brachte ihr diese Station auch ganz profan die Einsicht: „Im Labor arbeiten ist nichts für mich. Das kann sehr einsam sein“, erzählt sie lachend. „Ich will etwas erreichen für Patienten – ja. Aber auf der Seite der Pharmaindustrie, und nicht im Labor“ – das steht für sie nach dieser Zeit fest.
Das war 1994. Seitdem ist die Pharmabranche ihr Zuhause. Mit einem Master in Health Administration meißelte sie ihren Weg auf die Unternehmensseite fest. Viele Länder, viele Unternehmen und verschiedenste Abteilungen hat sie gesehen.
Von Novo Nordisk, über AbbVie zu Galapagos
Den Anfang ihrer Healthcare-Karriere machte sie bei Novo Nordisk. Dort blieb sie fast zehn Jahre, entwickelte sich zur Marketing Direktorin und übernahm später die Leitung für den Bereich Market Access. Dann folgten weitere Funktionen in anderen Pharmaunternehmen – als Customer Excellence Director bei Abbott bis hin zur Leiterin Market Access und Strategic Partnership bei AbbVie.
2019 kam der Wechsel zu Galapagos. Zunächst leitete sie
als Country Head der Benelux-Länder die Geschicke am niederländischen Standort Leiden, wo sie auch heute noch ihren Familienwohnsitz hat. In der Universitätsstadt fühlt sie sich wohl. Als „kleines Amsterdam“ bezeichnet sie das Örtchen in Südholland liebevoll. Von hier aus pendelt sie nun in der Regel drei Tage die Woche nach München zu ihrem neuen Arbeitsplatz. Die übrige Zeit ist sie bei ihrem Mann, ihren drei Kindern und ihrer Mutter. Mit ihrer Familie zusammen zu sein, ist ihr nach wie vor das Wichtigste. Karriere und Familie? Oft ist das eine Herausforderung. Wie gut gelingt ihr das Zusammenspiel?
„Diversität, Fachkräftemangel und Digitalisierung – darüber müssen wir reden.“
Viel Zeit auf der Straße, beide Elternteile mit Vollzeitjob, eine große Verantwortung als Führungspersönlichkeit und drei Kinder – „ja, das klappt“, sagt sie. „Es ist nicht immer einfach, für Hobbys bleibt beispielsweise wenig Zeit. Aber es ist möglich, eine Karriere als Frau aufzubauen.“ Die Geschäftsführerin zeigt,
wie Diversität gelebt werden kann, sieht aber auch, dass Parität noch nicht überall Normalität ist. Kommunikation ist für sie eine Lösung. „Über Diversität müssen wir sprechen, sonst ändert sich nichts.“
Überhaupt ist der öffentliche Dialog für Sabine Koken der Schlüssel für so viele Herausforderungen. Denn: Kommunikationsbedarf gibt es für die Geschäftsführerin auch bei anderen gesellschaftlichen Themen. Beispielsweise dem Fachkräftemangel in der Medizin. Auch hier will sie mitwirken, etwas verändern. Denn: „Da läuft eine ganze Branche in die Konfliktsituation, wo am Ende der Patient der Leidtragende sein wird, wenn man nicht gegensteuert“, betont sie.
„Digitalisierung ist wichtig, sonst können wir den Wegfall der Babyboomer nicht auffangen.“
Mit dieser Herausforderung umzugehen, gelingt für sie über zwei Wege: Digitalisierung und Netzwerken, hierin steckt für sie viel Potenzial. „
Digitalisierung ist wichtig, sonst können wir den Wegfall der Babyboomer nicht auffangen“, sagt sie. „Wir müssen uns Gedanken darüber machen: Was kann man schon mit neuen Technologien lösen oder vorbereiten und wofür braucht man wirklich einen Arzt bzw. Ärztin oder Pflegepersonal? Das wird eine wichtige Frage sein, die wir in den nächsten Jahren angehen müssen. Aber dazu braucht es partnerschaftliches Zusammenarbeiten: Regierung, Pharmaindustrie, Krankenkassen, Patientenorganisationen – alle müssen sich beteiligen. Das können wir nicht allein schaffen.“
Große Ziele, die sich die Galapagos-Geschäftsführerin gesetzt hat. „If it doesn’t happen, make it happen“ – dieses Credo dürfte wohl hierfür unerlässlich sein. Eins scheint allerdings sicher: Sabine Koken wird weiterhin ausdauernd und mit viel positiver Energie daran arbeiten, dass sie – wie sie selbst sagt – „einen Unterschied machen kann“.