Roboter halten immer mehr Einzug in unsere Lebenswelten. So auch in die Gesundheitsversorgung. Welche Aufgaben sie übernehmen können und welche Grenze ihnen gesetzt sind, testet man nun am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein mit dem humanoiden Roboter Zora.
56 Zentimeter groß und 4,5 Kilogramm schwer ist der Roboter. Er hat große Augen und einen erstaunten Gesichtsausdruck. Man möchte ihn in den Arm nehmen und fragen, ob er seine Mama verloren hat:Zora macht nicht den Eindruck eines dieser Humanoiden aus den Science-Fiction-Filmen, in denen Roboter zu einer Bedrohung für die Menschheit werden. Vielmehr ist er wie ein stählerner Spielkamerad, und er wirkt wie ein Magnet auf die Kinder der Kinderstation des Uniklinikums Schleswig-Holstein (UKSH). Hier will man untersuchen, wie man den kleinen Humanoiden im Klinikalltag einsetzen kann.
Roboter Zora und Stefanie Fimm, Gesamtleitung Physiotherapie des UKSH
Roboter Zora ist Pflege-Spezalist
Zora basiert auf dem Roboter "NAO" des Herstellers SoftBank Robotics und wurde speziell an die Bedürfnisse in der Pflege angepasst. Im Rahmen des Projektes werden zunächst zwei Zoras am UKSH zum Einsatz kommen. Das niederländische Akronym steht für "Zorg Ouderen Revalidatie en Animatie" und bedeutet Altenpflege, Rehabilitation und Animation. Weltweit sind bereits rund 400 Exemplare im Einsatz.
"Einige Anwendungen haben wir schon gefunden", berichtet Oliver Grieve, Pressesprecher und Leiter der Stabsstelle Integrierte Kommunikation des UKSH. Zora ist der neue Star der Kinderstation und muntert dort gemeinsam mit dem Klinikclown die jungen Patienten auf. "Die Kinder lieben Zora und bekommen gleich gute Laune, wenn sie ihn sehen. Und auch die Eltern finden den Roboter süß", sagt Grieve.
So kam der Roboter nach Kiel
Wie aber kam es zu der Idee, überhaupt so ein Gerät anzuschaffen? "Wir haben hier die 'Förderstiftung des UKSH', die die Gelder zur Verfügung gestellt hat", so Grieve. Krankenhausmitarbeiter können Vorschläge zur Verbesserung des Krankenhauses machen. Diese werden dann von einem Konsortium, in dem u.a. Vertreter aus Politik, Wirtschaft und anderen Bereichen vertreten sind, ausgewählt und finanziert. "Die nicht unerheblichen Anschaffungskosten für Zora sind nicht aus Mitteln der gesetzlichen Krankenkassen gedeckt worden", stellt Grieve klar.
"Wir sehen großes Potenzial in der Robotik, und als Universitätsklinikum wollen wir uns Gedanken machen, wie man diese für den Dienst am Patienten einsetzen kann", erklärt der Pressesprecher des UKSH. Dabei betont er, dass es keineswegs darum geht, Arbeitsplätze zu ersetzen. "Zora ist ein bisschen mehr als einen halben Meter groß, dazu wäre der Roboter gar nicht im Stande. Aber er hat sich als sehr hilfreich erwiesen, wenn es darum geht, Kinder zu motivieren, zum Beispiel ihre physiotherapeutischen Übungen zu machen", berichtet Grieve. Wenn ein niedlicher Roboter mitmacht, wird die lästige Pflicht zum willkommenen Spaß.
Wir müssen umdenken und überlegen, welche Arbeiten wir an die Technik abgeben könnenEin denkbares Einsatzgebiet wäre auch, dass Zora künftig auch einfache Hol- und Bringdienste übernimmt und beispielsweise Wasser an immobile Patienten austeilt. Auch im Rahmen eines Autismus-Projektes soll Zora zum Einsatz kommen, da es Kindern mit Autismus-Spektrum-Störungen häufig leichter fällt, mit Dingen zu kommunizieren. Darüber hinaus sollen die 20 Sprachmodule, über die der Roboter verfügt, genutzt werden. Denkbar wäre, dass Zora durch einfache Übersetzertätigkeiten bei der Kommunikation mit ausländischen Patienten hilft.
Die Angst, dass dadurch Arbeitsplätze wegfallen, sei unbegründet, versichert Grieve. "Wir wären ja froh, wenn wir genug Personal finden würden." Wenn der Personalmangel so weitergehe, kämen viele Kliniken in ernste Schwierigkeiten. Der Pressesprecher ist sich sicher: "Wir müssen umdenken und überlegen, welche Arbeiten wir an die Technik abgeben können, damit das Personal entlastet wird und seine Zeit effektiver einsetzen kann." Roboter wie Zora könnten an dieser Stelle gute Hilfe leisten.